
Iris Stalzer, Bürgermeisterin von Herdecke, ging am Tag vor dem Anschlag zur Polizei
Die Stadt Herdecke in Nordrhein-Westfalen steht unter Schock. Die Bürgermeisterin Iris Stalzer (57) wurde Opfer eines brutalen Angriffs – nur einen Tag, nachdem sie selbst bei der Polizei um Hilfe gebeten hatte. Laut Recherchen von BILD und RTL hatte die Kommunalpolitikerin die Behörden zweimal kontaktiert, weil sie sich bedroht fühlte. Nun wird ihr dramatischer Hilferuf zum erschütternden Symbol eines tragischen Behördenversagens.
Bereits am Tag vor der Tat soll Iris Stalzer bei der Polizei erschienen sein, um ihre Sorge um die eigene Sicherheit mitzuteilen. Sie habe, so berichten beide Medien, erklärt, dass sie um ihr Leben fürchte. Hintergrund waren offenbar zunehmende Konflikte mit ihrer 17-jährigen Adoptivtochter, die sie und ihre Familie seit einiger Zeit belasteten. Laut BILD soll Stalzer in den vergangenen Monaten mehrfach über Probleme im familiären Umfeld gesprochen haben – auch gegenüber Bekannten und in ihrem beruflichen Umfeld.
Nach Informationen von RTL.de meldete sich Stalzer zweimal bei der Polizei. In einem der Gespräche habe sie ausdrücklich gesagt, dass sie sich massiv bedroht fühle. Doch trotz dieser klaren Warnung blieb offenbar eine Schutzmaßnahme aus. Nur einen Tag später kam es zu dem Angriff, der bundesweit für Entsetzen sorgte.
Die Polizei bestätigte, dass es einen Einsatz im Wohnhaus der Bürgermeisterin gegeben habe. Dort wurde Iris Stalzer schwer verletzt aufgefunden. Sie wurde sofort in ein Krankenhaus gebracht, wo sie notoperiert werden musste. Ihr Zustand gilt derzeit als stabil. Der Angriff ereignete sich in ihrem eigenen Haus in Herdecke, während ihr Ehemann – ein Unternehmensberater – auf einer Geschäftsreise war.

Die Presse steht in der Nähe des Wohnhauses der designierten Bürgermeisterin von Herdecke, Iris Stalzer, nachdem sie am 7. Oktober 2025 in Herdecke niedergestochen wurde. | Quelle: Getty Images
Nach BILD-Informationen lebte die 57-Jährige zum Zeitpunkt des Vorfalls mit ihren Adoptivkindern allein in dem Haus. Ermittler vermuten, dass es im Vorfeld wiederholt familiäre Spannungen gab. Iris Stalzer habe nach Angaben aus ihrem Umfeld versucht, die Situation zu beruhigen, und sich Hilfe bei den Behörden erhofft. Doch diese Hilfe kam offenbar zu spät.
Besonders tragisch: Nach Angaben der BILD hatte sie sich am Tag vor dem Angriff persönlich an die Polizei gewandt, um auf die Eskalation hinzuweisen. Sie habe betont, dass ihre Adoptivtochter sie bedroht habe und dass sie sich nicht mehr sicher fühle.

Polizisten sichern den Tatort | Quelle: Getty Images
Der Landrat des Ennepe-Ruhr-Kreises, Christoph Neuhaus (CDU), zeigte sich tief betroffen und äußerte sich gegenüber der BILD mit deutlichen Worten:
„Es ist unfassbar tragisch, was passiert ist. Iris Stalzer ist eine unglaublich engagierte und warmherzige Frau. Sie hat sich mit vollem Herzen für die Stadt Herdecke eingesetzt.“
Neuhaus forderte zugleich eine umfassende Aufklärung der Abläufe und stellte klar: „Wir müssen verstehen, warum die Warnsignale möglicherweise nicht ernst genug genommen wurden.“
Die Ermittlungen laufen unter Hochdruck. Nach Informationen aus Polizeikreisen soll die 17-jährige Adoptivtochter als Tatverdächtige gelten und sich derzeit in polizeilichem Gewahrsam befinden. Über ein mögliches Motiv machten die Behörden bislang keine Angaben.
Iris Stalzer war seit 2020 Bürgermeisterin von Herdecke und galt als beliebt und nahbar. Ihre Mitbürger beschreiben sie als eine Frau, die stets den Dialog suchte, Probleme direkt ansprach und sich intensiv für soziale Projekte engagierte. Gerade deshalb trifft die Nachricht von der Tat die Stadtgemeinschaft schwer.
Die Staatsanwaltschaft Hagen hat die Ermittlungen übernommen. Ein Sprecher teilte mit, man prüfe derzeit alle Hintergründe, insbesondere, ob die Polizei den Hilferufen der Bürgermeisterin angemessen nachgegangen sei. Sollten Versäumnisse vorliegen, müsse das Konsequenzen haben.
Der Fall wirft grundsätzliche Fragen auf – über den Umgang mit Bedrohungslagen, über den Schutz von Amtsträgern und über das Funktionieren staatlicher Sicherheitsstrukturen. Iris Stalzers Hilferufe blieben offenbar ungehört. Heute gilt sie als Symbol dafür, dass selbst Menschen in öffentlichen Ämtern nicht immer auf ausreichenden Schutz vertrauen können.
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