
„Ich erlebe Weihnachten eher als Zuschauer“: Bjarne Mädel spricht über seine Einsamkeit
Für viele ist die Weihnachtszeit ein Fest der Nähe – doch für Schauspieler Bjarne Mädel bedeutet sie oft etwas ganz anderes. Während er in seinem neuen ARD-Film „Prange – Man ist ja Nachbar“ einen Mann spielt, der zwischen Sehnsucht, Alltagsroutine und Einsamkeit pendelt, zeigt sich der 57-Jährige im Interview ungewohnt offen über sein eigenes Verhältnis zu Weihnachten. Seine Worte treffen einen Nerv, denn sie spiegeln wider, wie sich viele Menschen insgeheim in diesen besonderen Tagen fühlen.
„Prange – Man ist ja Nachbar“ erzählt von einer Hausgemeinschaft in Hamburg, in der jeder Einzelne stille Kämpfe austrägt. Bjarne Mädel spielt Ralf Prange, einen Mann, der wenige Worte über seine Gefühle verliert und stattdessen über Alltägliches spricht. Der Schauspieler kennt diese Art von Menschen gut, denn er beobachtet seit Jahren, wie Einsamkeit im urbanen Leben immer sichtbarer wird.
Der Film, der am 10. Dezember im Ersten läuft, wird als ungewöhnlicher Weihnachtsfilm beschrieben – nicht kitschig, sondern warm und voller Menschlichkeit. Und genau diese zurückhaltende Melancholie scheint auch Mädels eigenes Leben zu berühren.
Zwischen norddeutscher Lakonik und stiller Sehnsucht
Im Gespräch erzählt Mädel, dass er nach 19 Jahren Kreuzberg zurück nach Hamburg zieht. Die vertrauten Rotklinkerbauten rufen heimatliche Gefühle wach. Doch Heimat bedeutet für ihn inzwischen weniger ein Ort als ein Zustand – einer, der sich an Weihnachten selten einstellen will.
Ich erlebe Weihnachten eher als Zuschauer
Er spricht darüber, wie sehr Menschen versuchen, Leere mit Kleinigkeiten zu füllen: Bestellungen, Pakete, Ablenkungen. Der Film greift dieses Thema auf, und Mädel scheint darin vieles wiederzufinden, was er auch im echten Leben beobachtet.
„Über Gefühle spricht man nicht“ – und was das mit uns macht
Bjarne Mädel beschreibt, wie schwer es vielen fällt, sich zu öffnen. Besonders Männer der älteren Generation hätten gelernt, Gefühle hinter Alltagsthemen zu verstecken. Der Schauspieler sagt, dass Prange – seine Figur – genau das tue, vor allem in schmerzhaften Momenten. Diese Zurückhaltung, dieser Mangel an offenem Austausch, führe oft dazu, dass Menschen am Ende isoliert bleiben.
Dennoch zeigt der Film auch, wie Gemeinschaft entstehen kann – selbst in einer anonymen Mietshauswelt. Kleine Begegnungen werden zu Ankern, und manchmal wird so eine Hausgemeinschaft zur Ersatzfamilie.
Weihnachten ohne große Familie: Zwischen Ruhe und Sehnsucht
Als das Gespräch auf die Feiertage kommt, wird Mädel nachdenklich. Die Erinnerung an die eigene Kindheit – an Lichter, Wärme, Vorfreude – ist noch da, aber das Gefühl ist verschwunden. Heute feiert er im kleinen Rahmen. Seine Familie lebt verstreut: Der Vater in Kalifornien, die Schwester in Portland, nur die Mutter wohnt in Hamburg.
Das traditionelle „Driving home for Christmas“ gibt es für ihn nicht mehr. „Ich erlebe Weihnachten eher als Zuschauer“, verrät er. ein Satz, der gleichzeitig traurig und tröstlich klingt. Er beschreibt, wie er an den Feiertagen durch die Straßen geht, in beleuchtete Fenster hineinschaut und die Wärme anderer Menschen von außen betrachtet.
Manchmal beneidet er andere um gesellige Familienfeste. Doch genauso oft beneiden ihn andere um seine ruhigen Tage. Trotzdem gibt es für ihn kleine Rituale: Jedes Jahr schaut er die Show „Live at Wembley“ des britischen Komikers Lee Evans. Nicht weihnachtlich, aber berührend – genau wie Mädel selbst es beschreibt.
Ein leiser Einblick in ein stilles Weihnachten
Bjarne Mädel zeigt in seinem Film und in seinen Worten, dass Einsamkeit kein Randphänomen ist – schon gar nicht an Weihnachten. Doch er zeigt auch, dass es Wege gibt, diesen Tagen eine eigene Bedeutung zu geben, selbst wenn sie anders aussehen als die Vorstellungen, die man überall zu sehen bekommt.
Sein Blick auf Weihnachten ist nüchtern, ehrlich und sehr menschlich – und vielleicht gerade deshalb so bewegend.
