
Edin Hasanović sucht auch Jahre nach dem Krieg noch nach seinem Vater – Was ist mit ihm passiert?
Es gibt Geschichten, die man nicht vergisst – weil sie so tief berühren, dass sie lange nachhallen. Eine solche erzählt Schauspieler Edin Hasanović, der am Sonntagabend im neuen Frankfurter „Tatort“ an der Seite von Melika Foroutan sein Debüt feiert.
„...konnte sich nicht mal von uns verabschieden.“
In der Rolle des Ermittlers befasst er sich mit ungelösten Kriminalfällen, sogenannten Cold Cases. Doch auch in seinem eigenen Leben gibt es einen Fall, der nie abgeschlossen wurde – das Verschwinden seines Vaters.
Ein Cold Case, der sein Leben prägt
Am 1. Juni 1992 verschwand Senad Hasanović, Edins Vater, gemeinsam mit rund 700 Männern aus dem bosnischen Dorf Klisa. Historiker vermuten, dass sie während des Bosnienkriegs erschossen und in Massengräbern verscharrt wurden. Edin war damals ein Baby – und hat seinen Vater nie kennengelernt.
„Mein Babo, so nennt man bei uns den Vater – ein Wort, das ich nie sagen durfte - konnte sich nicht mal von uns verabschieden. Er trug mich in seinen Händen“, erzählt der Schauspieler in einem bewegenden Instagram-Beitrag. Seine Mutter floh kurz nach dem Massaker mit ihm nach Deutschland – eine Flucht in ein neues Leben, getragen von Schmerz und Hoffnung zugleich.
Erinnerungen, die bleiben
Bis heute trägt Hasanović eine Kette mit der Gravur „Volim te“ – bosnisch für „Ich liebe dich“. Sie ist für ihn mehr als nur ein Schmuckstück, sie ist Verbindung und Erinnerung. Immer wieder teilt er in den sozialen Medien Gedanken an seinen Vater und die Sehnsucht nach Antworten.
„Dann- ein letzter Blickwechsel zwischen Mama und Papa. Ohne zu wissen, dass es ihr letzter sein wird. Er wird auf einen Lkw gepfercht. Meine Oma verliert an diesem Tag 3 Söhne. Nie wieder wird man etwas von ihnen hören“, beschreibt er eine der eindringlichsten Szenen seiner Familiengeschichte.
Vom Flüchtlingskind zum gefeierten Schauspieler
Sein Weg war kein leichter. Die ersten Jahre in Deutschland verbrachte Edin mit seiner Mutter in einer Flüchtlingsunterkunft. Doch er kämpfte sich durch, machte Abitur und fand in der Schauspielerei eine Stimme für all das, was ihn bewegte. 2015 gelang ihm mit dem Drama „Schuld sind immer die anderen“ der Durchbruch. Es folgten Rollen in Produktionen wie „Im Westen nichts Neues“ – und nun der Platz im legendären Tatort-Team.
Hasanović ist heute einer der gefragtesten Schauspieler seiner Generation – sensibel, tiefgründig und mutig. Sein Erfolg zeigt, was möglich ist, wenn man Schmerz in Stärke verwandelt. Doch eine Frage begleitet ihn bis heute: Was ist damals wirklich mit seinem Vater geschehen? Vielleicht wird auch dieser ganz persönliche Fall eines Tages gelöst.
Ein Neubeginn in Deutschland
Geboren wurde Edin Hasanović am 2. April 1992 in Bosnien und Herzegowina, mitten im Krieg. Als Säugling floh er gemeinsam mit seiner Mutter nach Deutschland. Sein Vater verschwand während des Konflikts – ein Schicksal, das ihn bis heute begleitet. Seine Mutter zog ihn allein groß und kämpfte mit Entschlossenheit für eine sichere Zukunft.
Diese Stärke scheint Edin geerbt zu haben. Trotz schwieriger Umstände schloss er sein Abitur erfolgreich ab und verfolgte konsequent seinen Traum: die Schauspielerei.
Die Entdeckung des Talents
Der Zufall spielte eine entscheidende Rolle. Mit 13 Jahren begleitete er einen Freund zu einer Jugendmesse – dort wurde er entdeckt. Während der Freund leer ausging, erhielt Edin gleich zwei Einladungen zu Castings. Kurz darauf stand er das erste Mal vor der Kamera – der Beginn einer beeindruckenden Karriere.
Seither hat Hasanović sich stetig weiterentwickelt. Mit Filmen wie „Schuld sind immer die Anderen“, „Im Westen nichts Neues“ oder Serien wie „Skyline“ und „Tatort“ machte er sich einen Namen. 2013 wurde er mit dem Deutschen Filmpreis als „Bester Schauspieler“ ausgezeichnet.
Liebe und Privates
Auch privat scheint der Schauspieler angekommen zu sein. Seit vielen Jahren ist er mit Schauspielkollegin Natalia Rudziewicz liiert, die Fans aus zahlreichen Krimiserien kennen. Ob die beiden verheiratet sind, halten sie für sich – ebenso wie Details aus ihrem Familienleben.
Über mögliche Kinder wird immer wieder spekuliert, doch Edin Hasanović äußert sich dazu nicht. Er bevorzugt es, seine Privatsphäre zu schützen und den Fokus auf seine Arbeit zu legen.
Ein Leben zwischen Stärke und Sensibilität
Heute gilt Edin Hasanović als einer der facettenreichsten Schauspieler Deutschlands. In Interviews zeigt er sich nachdenklich, humorvoll und dankbar zugleich.
Vom Flüchtlingskind zum gefeierten Künstler – Edin Hasanović beweist, dass Schmerz und Hoffnung manchmal ganz nah beieinanderliegen. Und dass aus einem schweren Anfang ein bemerkenswerter Lebensweg werden kann. Eines ist sicher: seine Fans können sich auch in den kommenden Jahren auf Neues freuen, denn Edin Hasanović scheint stets bemüht, neue Wege zu erschließen, wie erst kürzlich mit seiner ersten Synchronsprecher-Rolle.