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Reutlingen | Quelle: Getty Images
Reutlingen | Quelle: Getty Images

Tragödie im Landkreis Reutlingen: Ein Mann ermordete seine Familienangehörigen nacheinander an verschiedenen Orten

Natalia Shubina
27. Nov. 2025 - 16:11

Es ist eines der erschütterndsten Gewaltverbrechen der vergangenen Jahre: Ein 63-jähriger Jäger aus Baden-Württemberg tötete nach bisherigen Ermittlungsergebnissen seine Schwester, seine Ehefrau sowie seine beiden erwachsenen Söhne – und richtete anschließend sich selbst.

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Polizei und Staatsanwaltschaft bestätigten, dass alle Opfer innerhalb eines Tages an drei Tatorten im Landkreis Reutlingen entdeckt wurden. Die Ermittler gehen von einem innerfamiliären Tötungsdelikt aus, Hinweise auf einen Fremdtäter existieren nicht. Das Ausmaß dieser Familientragödie lässt Anwohner, Behörden und Ermittler gleichermaßen fassungslos zurück.

Polizei | Quelle: Getty Images

Polizei | Quelle: Getty Images

Der Ablauf der Entdeckungen zeigt, wie sich das ganze Bild erst Stück für Stück zusammensetzte. Eine Pflegekraft fand am Dienstagmorgen die 60-jährige Schwester des später ermittelten Täters leblos in ihrer Wohnung in Reutlingen, zunächst noch ohne eindeutigen Hinweis auf ein Gewaltverbrechen. Erst die anschließende Leichenschau ergab, dass die Frau getötet wurde – womit sich der Verdacht schnell gegen ihren Bruder richtete. Daraufhin rückten Spezialkräfte zur Stadtvilla des Mannes in Pfullingen aus.

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Dort fanden sie den 63-Jährigen gemeinsam mit seiner 57-jährigen Ehefrau tot auf, beide mit Schussverletzungen, neben ihnen die mutmaßliche Tatwaffe. Wenige Stunden später entdeckten Ermittler im Firmengebäude des Mannes in St. Johann auf der Schwäbischen Alb die Leichen seiner beiden Söhne im Alter von 27 und 29 Jahren.

Polizei | Quelle: Getty Images

Polizei | Quelle: Getty Images

Auch sie starben durch Schüsse – ein weiterer Hinweis auf einen präzise geplanten und zeitlich naheliegenden Ablauf. Die drei Tatorte liegen nur etwa 18 Kilometer voneinander entfernt, was die Ermittler auf eine schnelle Abfolge schließen lässt, auch wenn die konkrete Reihenfolge der Taten bisher unbekannt ist.

Besonders auffällig: Die Schwester des Täters weist laut Polizei keine Schussverletzungen auf, was die Todesumstände zusätzlich kompliziert macht. Der genaue Ablauf ihres Todes ist noch nicht geklärt und wird nun kriminaltechnisch untersucht. Ebenfalls geprüft wird, ob der 63-jährige Jäger die Tatwaffe legal besaß – nach aktuellen Informationen läuft die dafür notwendige Überprüfung noch. Eine eigens eingesetzte Ermittlungsgruppe arbeitet daran, Zeugen zu befragen, Zeitfenster einzugrenzen und die letzten Schritte des Täters exakt zu rekonstruieren.

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Schwer bewaffnete deutsche Polizei | Quelle: Getty Images

Schwer bewaffnete deutsche Polizei | Quelle: Getty Images

Über das Motiv herrscht völlige Unklarheit. Nach außen galt der Mann als ruhig, unauffällig, teilweise sogar freundlich – was die Tat noch unverständlicher macht. Ein benachbarter Firmeninhaber sagte gegenüber dem SWR, der Mann sei ein „supernetter Mensch“ gewesen und man könne sich „null erklären“, was ihn zu dieser Tat getrieben habe.

Auch die Jägervereinigung Reutlingen sprach von einem „unheimlich tragischen“ Ereignis, während der Bürgermeister Pfullingens Mitgefühl und Bestürzung äußerte. Die Aussagen zeichnen das Bild eines Mannes, den sein Umfeld nicht als gewalttätig eingeschätzt hätte.

Hinzu kommt ein makabrer digitaler Hinweis, der nun Teil der Ermittlungsakte ist. Nur wenige Tage vor dem Tatgeschehen postete der 63-Jährige in seinem WhatsApp-Status den Satz:

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„Jeder spinnt auf seine Weise, die einen laut, die anderen leise.“

Ob dieser Gedanke auf einen inneren Abgrund, eine psychische Krise oder bereits eine Vorbereitung hinweist, bleibt Spekulation – doch Ermittler werten auch diesen Punkt aus.

Polizei | Quelle: Getty Images

Polizei | Quelle: Getty Images

Dass der Täter offenbar seit längerer Zeit nicht mehr dauerhaft im gemeinsamen Wohnhaus lebte, sondern teilweise in seiner Firmenhalle übernachtete, könnte ein weiteres Puzzle-Stück sein. Bekannten zufolge war seine erste Ehe gescheitert, auch die zweite Beziehung mit der später getöteten Ehefrau soll brüchig gewesen sein. Die Firma in St. Johann, einst für Logistik und Arbeitsbekleidung betrieben, war seit Jahren kaum aktiv und zeitweise praktisch ungenutzt. Ein möglicher Zusammenhang zwischen familiären Spannungen, geschäftlicher Stagnation und dem späteren Gewaltverlauf ist derzeit ungeklärt.

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Für die Ermittler bleiben entscheidende Fragen offen – vor allem jene nach dem Warum. Was brachte den Mann dazu, Schwester, Ehefrau und seine beiden Söhne nacheinander aufzusuchen und zu töten? Gab es vorausgehende Konflikte, psychische Erkrankungen, wirtschaftliche Probleme oder eine Eskalation im privaten Umfeld? Antworten darauf gibt es derzeit nicht. Sicher ist lediglich, dass keine Hinweise auf weitere Täter oder eine externe Bedrohung vorliegen.

Polizeibeamte arbeiten am Tatort | Quelle: Getty Images

Polizeibeamte arbeiten am Tatort | Quelle: Getty Images

Die Polizei betont, man arbeite mit Hochdruck an der vollständigen Rekonstruktion des Ablaufs. Todeszeitpunkte müssen bestimmt, ballistische Ergebnisse ausgewertet, Kontaktverläufe geprüft werden. Angehörige der erweiterten Familie stehen unter Schock, die Gemeinde spricht von tiefer Erschütterung.

Für viele bleibt die Frage, wie ein Mensch so viele Grenzen überschreiten kann, ohne dass irgendjemand es vorher bemerkte. Dass es zu der Tat kam, ist eine Tragödie, deren Ursache im Dunkeln liegt – und möglicherweise nie vollständig aufgeklärt werden kann.

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