
Der 12-jährige Hank, der auf einem Parkplatz in Niedernhall ums Leben kam: Eltern, Trainer und Polizei melden sich zu Wort
Niedernhall: Trauer um Hank (12) nach tödlichem Vorfall auf Supermarkt-Parkplatz. Nach einem Streit wurde ein kleiner Junge in Begleiten eines Freundes totgefahren. Die ganze Gemeinde ist schockiert und trauert.
Der Parkplatz eines Supermarktes in Niedernhall (Baden-Württemberg) ist seit einigen Tagen nicht mehr nur ein Ort des alltäglichen Einkaufs.
„Ich wohne direkt da drüben und hab alles mitbekommen gestern Nacht.“

Kreidemarkierungen am Tatort | Quelle: Getty Images
Wo normalerweise Einkaufswagen und Menschen hin- und hereilen herrscht nun Stille und Trauer. Am vergangenen Donnerstagabend kam hier der zwölfjährige Hank ums Leben. Nach bisherigen Erkenntnissen wurde er von einem 18-jährigen Autofahrer erfasst, der inzwischen wegen des Verdachts auf Totschlag in Untersuchungshaft sitzt. Zuvor soll es zu einem Streit gekommen sein.
Die Nachricht über das Geschehen hat die rund 4.000 Einwohner zählende Gemeinde tief erschüttert. Am Wochenende führte die Strecke eines Marathonlaufs durch den Ort. Auf Musik und Feierlichkeiten wurde bewusst verzichtet, die Stimmung war von Betroffenheit geprägt. Bürgermeister Achim Beck erklärte: „Wir sind tief betroffen und fassungslos. Wir können das gar nicht glauben.“

Trauernde der Gemeinde hinterlegen Kerzen und Stofftiere | Quelle: Getty Images
Auch die Eltern des verstorbenen Kindes nahmen an einem Gottesdienst im Rahmen des Marathons teil, suchten Trost in der Gemeinschaft und besuchten im Anschluss erneut den Ort, an dem ihr Sohn ums Leben kam. Dort verweilten sie mehrere Stunden in stiller Trauer. In den Tagen danach kehrten sie wiederholt zurück, begleitet von Angehörigen, Freunden und vielen Menschen aus der Nachbarschaft.
Immer mehr Menschen kamen im Laufe des Wochenendes zum Unfallort, um Anteilnahme zu zeigen. Neben Familienmitgliedern erschienen auch Bekannte sowie völlig Unbeteiligte, die ihr Mitgefühl ausdrücken wollten. Blumen, Kerzen und Stofftiere schmücken inzwischen die Stelle. Um die Erinnerungen und die Gedenkstätte vor dem Regen zu schützen, wurde sogar ein Pavillon aufgebaut.

Absperrung des Tatorts und die aufgestellten Bänke zum Trauern für die Hinterbliebenen | Quelle: Getty Images
Die Mutter des Jungen, Vanessa, äußerte sich in ihrer Trauer mit bewegenden Worten: „Niemand auf dieser Welt kann unseren Schmerz fühlen.“ Bei dieser Gelegenheit übergab sie ein Foto ihres Sohnes und ergänzte: „Die ganze Welt soll das sehen.“ Ihre Worte machten deutlich, wie unermesslich der Verlust für die Familie ist.
Wenige Meter von den Gedenkplätzen entfernt sind noch die Spuren des tragischen Vorfalls sichtbar. Kreidestriche markieren die Umrisse, die den Ermittlern halfen, den Unfallhergang zu rekonstruieren. Auch Bremsspuren des Autos sind deutlich erkennbar. Helfer haben an dieser Stelle zwei Bänke aufgestellt, geschützt durch eine Plane, damit Angehörige ungestört verweilen können.
Während Polizei und Staatsanwaltschaft die Umstände des Geschehens weiter untersuchen, steht für die Familie die Frage nach dem „Warum“ im Mittelpunkt. Diese Frage bleibt bislang unbeantwortet, ebenso die, wie es zu der Eskalation auf dem Parkplatz kommen konnte.
Die Anteilnahme aus der Bevölkerung ist groß, und die Gemeinde zeigt sich solidarisch mit den Hinterbliebenen. Viele Menschen, die den Ort aufsuchen, verharren still, zünden Kerzen an oder sprechen Worte des Mitgefühls. Der Supermarktparkplatz, der bisher Alltag symbolisierte, ist in diesen Tagen zu einem Ort des Innehaltens geworden. Auch Nutzer im Internet zeigten sich geschockt und sprachen ihre Anteilnahme aus.

Kommentar eines Nutzers der sagt, wie schrecklich er es findet | Quelle: Facebook/Bild
Auch Timmy Sarantoudis, der Trainer des Jungen, äußerte sich mittlerweile zu der Tragödie. Er war der Kampfsporttrainer des verstorbenen 12-Jährigen. Er soll ein Vorbildskind gewesen sein, heißt es. Immer hilfsbereit, respektvoll und freundlich. Für ihn selbst sei es ebenfalls eine schwere Situation gewesen. Er hat das Ganze fast hautnah miterlebt und verriet:
„Ich wohne direkt da drüben und hab alles mitbekommen gestern Nacht“
Dass es sich bei dem Kind um eines seiner Schützlinge handelte, habe er in der Nacht erst erfahren. Zuvor habe er das Großaufgebot der Rettungskräfte miterlebt.

Die trauernde Gemeinde stellt Kerzen, Blumen und Plüschtiere auf, um dem Verstorbenen zu gedenken | Quelle: Getty Images
Wie nah solch ein tragischer Fall auch professionellen Helfern und Rettungskräften geht, zeigte auch ein Interview mit einer beteiligten Polizistin. In einem Interview kämpfte Petra Rutz, die Kriminaloberkommissarin, sichtlich mit den Tränen. Auf die Frage eines Reporters, wie es denn der Mutter des Jungen gehe, sagte sie:
„Sorry, aber wie geht’s denn der Mutter, deren Kind überfahren wird? Muss die Frage beantwortet werden?“
Doch was war geschehen?
Wie zuvor berichtet:
Niedernhall: 12-Jähriger nach Streit auf Supermarkt-Parkplatz überfahren
In Niedernhall im Hohenlohekreis ist es am Donnerstagabend zu einem tragischen Vorfall gekommen. Ein 12-jähriger Junge wurde auf dem Parkplatz eines Supermarktes von einem Auto erfasst und tödlich verletzt. Laut Polizei handelt es sich bei dem Fahrer um einen 18-Jährigen, der noch am Tatort festgenommen wurde.

Symbolbild | Quelle: Getty Images
„Vorläufig festgenommen?? Dem gehört jegliches Recht entzogen jemals wieder das Tageslicht zu sehen!!“ [sic]
Nach den bisherigen Erkenntnissen gerieten der junge Mann und sein 16-jähriger Begleiter zunächst in einen Streit mit zwei Kindern. Der genaue Anlass der Auseinandersetzung ist derzeit noch nicht bekannt. Die Kinder im Alter von 12 und 13 Jahren entfernten sich nach dem Streit auf einem Fahrrad und einem Tretroller vom Parkplatz in der Criesbacher Straße.
Ein Sprecher der Polizei schilderte die weitere Entwicklung: „Als sich die beiden 12 und 13 Jahre alten Jungen auf einem Fahrrad und einem Tretroller von der Örtlichkeit entfernten, sollen sich der 18-Jährige und sein 16-jähriger Begleiter in den Audi des Älteren gesetzt, den Kindern gefolgt und den 12-Jährigen auf seinem Fahrrad angefahren haben.“

Menschen hinterlegen Blumen und Kerzen am Ort des Geschehens | Quelle: Getty Images
Das Kind stürzte nach dem Zusammenstoß und erlag noch vor Ort seinen schweren Verletzungen. Sein gleichaltriger Begleiter blieb körperlich unverletzt. Der Fahrer des Audi wurde sofort noch am Ort des Geschehens von der Polizei festgenommen. Gegen ihn wurde ein Haftbefehl beantragt und er soll nun einem Haftrichter vorgestellt werden.
Die Ermittlungen liegen nun beim Kriminalkommissariat Künzelsau. Zahlreiche Zeugen, die den Vorfall beobachtet haben, werden derzeit vernommen. Noch ist unklar, ob es eine Vorgeschichte zwischen den Beteiligten gab oder ob der Streit zufällig eskalierte.
Mehrere Augenzeugen, die den Vorfall beobachtet haben, werden aktuell befragt. Die Polizei hofft, durch ihre Aussagen den Ablauf noch genauer rekonstruieren zu können. Ein Sachverständiger hat den Tatort bereits untersucht und erstellt ein Gutachten, das weitere Aufschlüsse geben soll.
Die Nachricht hat in der Gemeinde tiefe Betroffenheit ausgelöst. Niedernhalls Bürgermeister Achim Beck erklärte: „Wir sind tief betroffen und fassungslos. Wir können das gar nicht glauben und sind auch ratlos.“ Zahlreiche Anwohner legten am Tatort Blumen nieder, um dem verstorbenen Jungen zu gedenken.

Menschen hinterlegen Blumen und Kerzen am Ort des Geschehens | Quelle: Getty Images
Rechtlich gilt der 18-Jährige als sogenannter Heranwachsender. In Deutschland fällt diese Altersgruppe in eine besondere Kategorie: Das Gericht muss jeweils im Einzelfall entscheiden, ob Jugend- oder Erwachsenenstrafrecht angewendet wird. Maßgeblich ist dabei, ob die Persönlichkeit des Täters noch jugendtypische Züge zeigt oder ob die Tat in ihrem Charakter eher als jugendlich einzuordnen ist.
Die Unterschiede sind erheblich. Nach Jugendstrafrecht kann Totschlag mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren geahndet werden, in besonders schweren Fällen mit bis zu 15 Jahren. Sollte das Gericht hingegen Erwachsenenstrafrecht anwenden, liegt das Strafmaß zwischen mindestens fünf und höchstens 15 Jahren.
Neben der Frage nach dem Tatmotiv gab es bislang keine weiteren Angaben darüber, inwieweit die Rolle des 16-jährigen Begleiters rechtlich zu bewerten ist. Gegen ihn besteht derzeit jedoch kein Haftbefehl. Die Öffentlichkeit zeigte sich zutiefst geschockt und aufgebracht.

Geschockte Reaktion eines Nutzers | Quelle: Facebook/Bild
„Alle so gewaltbereit. Krank“, schrieb ein User. Andere Nutzer drückten ebenfalls ihre Trauer und Bestürzung aus.

Geschockte Reaktion von Nutzern | Quelle: Facebook/Bild

Geschockte Reaktion von Nutzern | Quelle: Facebook/Bild
Ein Nutzer konnte jedoch nicht fassen, wie der Fall bislang gehandhabt wurde. Er äußerte sich dazu und sagte:
„Vorläufig festgenommen?? Dem gehört jegliches Recht entzogen jemals wieder das Tageslicht zu sehen!!“ [sic]
Eine harsche Forderung, derer viele Nutzer offenbar zustimmten, wie sich an der Zahl der Likes erkennen ließ.
Niedernhall selbst ist eine kleine Kommune im Hohenlohekreis, geprägt von fränkischer Kultur und mit etwas mehr als 4000 Einwohnern. In der ruhigen Gemeinde ist ein solcher Vorfall beispiellos, entsprechend groß ist die Erschütterung in der Bevölkerung. Viele hoffen, dass die Ermittlungen bald mehr Klarheit über die Hintergründe der Tat bringen.
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