
Protest in der Schweiz nach dem Tod eines Teenagers: Details
Lausanne erlebt derzeit die schwersten Ausschreitungen seit Jahren. Der Auslöser: der Tod eines 17-jährigen Jugendlichen, der in den frühen Morgenstunden des 24. August 2025 bei einer Flucht vor der Polizei auf einem gestohlenen Roller tödlich verunglückte. Er verlor die Kontrolle, prallte gegen eine Mauer und verstarb trotz Reanimationsversuchen an der Unfallstelle.
Schon wenige Stunden später breitete sich in Lausanne Wut und Trauer aus. Am Sonntagabend versammelten sich rund 100 Jugendliche im Stadtteil Prélaz. Mülltonnen brannten, ein Bus wurde beschädigt, Feuerwerkskörper flogen auf Polizisten. Die Polizei reagierte mit Wasserwerfern und Tränengas.

Feuerwerkskörper explodieren in der Nähe von Polizisten in Kampfausrüstung in Lausanne am 25. August 2025, in der zweiten Nacht der Proteste nach dem Tod eines Teenagers, der mit einem gestohlenen Motorroller vor der örtlichen Polizei fliehen wollte. | Quelle: Getty Images
In der zweiten Nacht eskalierte die Situation erneut. Laut Polizei griffen etwa 150 bis 200 Personen die Einsatzkräfte mit Steinen und Molotowcocktails an. Barrikaden wurden errichtet, Autos beschädigt. Die Polizei antwortete mit Gummischrot und setzte erneut Tränengas ein. Sieben Personen wurden festgenommen, mehrere Polizisten leicht verletzt. Die Krawalle hielten bis nach Mitternacht an, ehe sich die Lage beruhigte.
Während die Gewalt auf den Straßen zunahm, meldete sich der Bruder des Verstorbenen bei Instagram zu Wort. In einer langen Botschaft schrieb er:
„Du hättest bei mir sein sollen, zu Hause, in unserem Zimmer, das wir immer geteilt haben, mein Bruder. (…) Du wusstest, dass du auf mich zählen konntest. Ich habe dich nie allein gelassen, nie im Stich gelassen. In allen deinen Schwierigkeiten war ich da, und das weißt du. (…) Und jetzt … bist du nicht mehr da. Du bist gegangen. Die Liebe meines Lebens, du bist gegangen.“
Die Worte verbreiteten sich schnell und verstärkten das Mitgefühl in der Bevölkerung. Viele Menschen reagierten entsetzt über den Tod des Jugendlichen und die Eskalation in Lausanne.

Polizisten in Kampfausrüstung nehmen am 25. August 2025 in einer Straße in Lausanne ihre Position ein, während es nach dem Tod eines Teenagers, der mit einem gestohlenen Motorroller vor der örtlichen Polizei fliehen wollte, bereits die zweite Nacht in Folge zu Ausschreitungen kommt. | Quelle: Getty Images
Das Sicherheitsratsmitglied Pierre-Antoine Hildbrand äußerte sich kritisch zu den Ausschreitungen. Er sagte:
„Pyrotechnische Gegenstände wurden gegen die Polizei eingesetzt; das ist skandalös. Wir stehen einer Bewegung gegenüber, die nichts mit dem Tod dieses Jugendlichen zu tun hat, sondern ihn als Vorwand nutzt, um die Ordnungskräfte anzugreifen. Das ist beschämend.“
Damit machte er deutlich, dass aus Sicht der Behörden der Tod des Jugendlichen zwar Auslöser war, die Gewalt aber darüber hinausgehende Ursachen hat.

Polizisten in Kampfausrüstung nehmen am 25. August 2025 in einer Straße in Lausanne ihre Position ein, während es nach dem Tod eines Teenagers, der mit einem gestohlenen Motorroller vor der örtlichen Polizei fliehen wollte, bereits die zweite Nacht in Folge zu Ausschreitungen kommt. | Quelle: Getty Images
Die Nachricht verbreitete sich rasch in sozialen Netzwerken und erregte auch international Aufmerksamkeit. Zahlreiche Nutzer äußerten ihre Bestürzung und sorgten sich um die Sicherheit in der Stadt. Neben der Angst vor weiterer Gewalt überwog aber auch tiefe Trauer um einen jungen Mann, von dem viele glauben, dass sein Tod hätte verhindert werden können. Die Anteilnahme und das Bedürfnis nach Aufklärung prägten die öffentliche Diskussion.
Internationale Medien berichten, dass es in Lausanne in den vergangenen Monaten bereits mehrere tödliche Zwischenfälle im Zusammenhang mit Polizeieinsätzen gegeben habe. Dies habe das Misstrauen vieler Jugendlicher zusätzlich verschärft.

Blumen, Kerzen und Fotos lagen an der Stelle, an der der Teenager Mavin ums Leben kam, als er mit einem gestohlenen Motorroller vor der örtlichen Polizei flüchtete. Die Proteste in dem Viertel in Lausanne dauerten am späten Abend des 25. August 2025 bereits den zweiten Tag an. | Quelle: Getty Images
Am Dienstag blieb die Lage in Lausanne erstmals wieder ruhig. Die Polizei hatte ihre Präsenz massiv erhöht, um eine weitere Nacht der Gewalt zu verhindern. Doch die Diskussion über Polizeigewalt, Integration und Vertrauen in die Behörden wird weitergehen.
Die tragische Geschichte zeigt, wie eng persönliche Trauer und gesellschaftliche Spannungen miteinander verbunden sein können. Während eine Familie um ihren Sohn und Bruder trauert, steht Lausanne vor der Herausforderung, Vertrauen und Dialog zwischen Polizei und Jugendlichen wiederherzustellen.
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