
Greta Thunberg wird von Israel nach Griechenland abgeschoben - wer bezahlt den Flug?
Greta Thunberg wird am Dienstag aus Israel abgeschoben. Nach Tagen in Haft und weltweiten Schlagzeilen steht fest: Die Klimaaktivistin darf das Land nicht aus eigener Kraft verlassen. Israel schiebt sie nach Griechenland ab – und Griechenland übernimmt die Kosten für den Flug. Das hat die israelische Regierung bestätigt.
Die schwedische Aktivistin war in der vergangenen Woche von der israelischen Marine rund 130 Kilometer vor der Küste Gazas festgesetzt worden. Sie befand sich an Bord eines Schiffes der sogenannten Gaza-Flotte, das die israelische Seeblockade durchbrechen wollte. Augenzeugen berichteten, Thunberg habe ihr Handy ins Meer geworfen, kurz bevor israelische Soldaten das Schiff stürmten – offenbar, um Kontakte und Informationen zu schützen. Gemeinsam mit anderen Aktivisten wurde sie anschließend inhaftiert.
In der Haft soll Thunberg sich über die Bedingungen beschwert haben. Laut ihrem Umfeld beklagte sie zu wenig Nahrung, unzureichende Hygiene und fehlenden Zugang zu Trinkwasser. Ein türkischer Mitgefangener behauptete sogar, sie sei gezwungen worden, eine israelische Flagge zu küssen. Israels Behörden wiesen die Vorwürfe entschieden zurück. In einem veröffentlichten Video ist Thunberg zu sehen, wie sie ein Sandwich entgegennimmt, um zu belegen, dass sie angemessen versorgt worden sei.
Die israelische Polizei erklärte, alle Festgenommenen seien nach geltendem Recht behandelt worden, mit Zugang zu medizinischer Betreuung und Rechtsbeistand. Man habe die Gruppe wegen des illegalen Eindringens in gesperrte Gewässer festgesetzt. Nach der Freilassung wurde entschieden, dass die Aktivisten das Land verlassen müssen.
Am Dienstag soll der Sonderflug nach Athen starten. Auffällig ist, dass Israel die Kosten nicht selbst trägt. Nach Angaben der Regierung wird Griechenland den Flug bezahlen und die logistische Organisation übernehmen. Die Entscheidung gilt nicht nur für Greta Thunberg, sondern auch für 27 weitere griechische Aktivisten, die zusammen mit ihr an Bord waren. Sie sollen gemeinsam ausgeflogen werden.
Für Griechenland ist das auch eine politische Geste. Die Regierung in Athen will offenbar eine schnelle und reibungslose Rückkehr ihrer Staatsbürger gewährleisten und zugleich Spannungen mit Israel vermeiden. Beobachter werten die Übernahme der Flugkosten als diplomatische Beruhigung des Konflikts. Israel wiederum entlastet sich finanziell und symbolisch, indem es die Verantwortung für die Rückführung auf den Staat überträgt, in den die Aktivisten fliegen.
Der Fall hat sich längst über die Frage eines einzigen Fluges hinaus zu einem internationalen Politikum entwickelt. Während Unterstützer Thunbergs von „unrechtmäßiger Haft“ sprechen, werfen israelische Politiker der Klimaaktivistin gezielte Provokation vor. Israels Außenminister bezeichnete sie als „besessene Anti-Israel-Aktivistin“ und riet dazu, „nichts von dem zu glauben, was diese Frau sagt“. In israelischen Medien wird Thunbergs Engagement seit Monaten kritisch gesehen, vor allem wegen ihrer Äußerungen zum Krieg in Gaza und ihrer wiederholten Solidarität mit palästinensischen Gruppen.
Thunberg selbst äußerte sich nach ihrer Freilassung nur knapp. Über ihre Anwälte ließ sie mitteilen, sie sei „erleichtert, das Gefängnis zu verlassen“, aber weiterhin entschlossen, „gegen Unterdrückung und Umweltzerstörung“ zu kämpfen. Ihr Team kündigte an, sie werde nach ihrer Rückkehr in Griechenland mit europäischen Journalisten sprechen und ihre Erlebnisse in Israel öffentlich machen.
Die israelische Regierung hält an ihrer Linie fest: Die Aktivistin habe bewusst gegen Gesetze verstoßen und müsse die Konsequenzen tragen. Von offizieller Entschuldigung keine Spur. In diplomatischen Kreisen heißt es, die Abschiebung solle „so diskret wie möglich“ verlaufen, um eine weitere Welle von Protesten zu vermeiden.
Damit bleibt der Fall politisch heikel. Griechenland zahlt für den Flug, Israel wahrt das Gesicht, und Greta Thunberg verlässt das Land als Symbolfigur eines Konflikts, der längst über Umweltfragen hinausgeht. Ihr Abschiebeflug ist nicht nur eine logistische Maßnahme, sondern auch ein Zeichen, wie tief Klimaaktivismus, internationale Politik und Nahostkonflikt inzwischen miteinander verstrickt sind.
Ob Thunbergs Klagen über die Haftbedingungen noch untersucht werden, ist unklar. Menschenrechtsorganisationen fordern Aufklärung, die israelische Seite sieht dafür keinen Anlass. Sicher ist nur: Der Flug nach Athen wird bezahlt – und zwar von Griechenland. Für Israel ist der Fall damit offiziell beendet, doch die Debatte über den Umgang mit der prominenten Aktivistin dürfte erst beginnen.
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