logo
StartseiteViral
Axel Petermann | Quelle: Getty Images
Axel Petermann | Quelle: Getty Images

Profiler Axel Petermann erklärt, wie Fabians Mörder vorgegangen ist: „Ein Täter in Eile an einem vertrauten Ort“

Natalia Shubina
21. Okt. 2025 - 12:56

Der Mord an dem achtjährigen Fabian erschüttert die ganze Region. Am 10. Oktober meldete seine Mutter Dorina L. den Jungen als vermisst. Vier Tage später wurde er tot an einem Tümpel in Klein Upahl gefunden. Aus einem Vermisstenfall wurde ein Mordfall – und noch immer sind viele Fragen offen.

Werbung

Wer hat den kleinen Jungen getötet, und warum? Die Polizei hat inzwischen mehrere Objekte durchsucht, zuletzt einen Bauernhof bei Reimershagen. Doch wer der Täter ist, bleibt unklar. BILD sprach mit einem der bekanntesten Kriminalisten Deutschlands: Profiler Axel Petermann (73), der jahrzehntelang für die Bremer Mordkommission arbeitete und bis heute ungelöste Fälle analysiert.

„Wenn Kinder getötet werden, schaut man immer zuerst ins Umfeld“

Petermann erklärt, dass solche Taten fast immer im nahen Umfeld der Opfer passieren: „Wenn Kinder getötet werden, dann wird immer – so mein Ansatz – erst mal im engeren Umfeld des Kindes geschaut. Weil die Statistik letztlich doch sagt, dass die Delikte, die in Gewalt enden, meist aus der Nähe heraus passieren. Familiäre Gewalt ist leider ganz großgeschrieben.“

Werbung

Fabians Eltern lebten getrennt. In solchen Situationen könne es, so der Profiler, zu emotionalen Eskalationen kommen. „Wir wissen auch, dass es dann zur Gewalt gegenüber dem Ex-Partner kommen kann, wenn die Trennung von der Frau ausgegangen ist. Es gibt aber auch Fälle, in denen Männer ihre Partnerinnen bestrafen, indem sie das Liebste, was sie hatten, ihre Kinder, töten. Das ist das sogenannte Medea-Syndrom.“

Frauen töten selten – fremde Kinder fast nie

Auf die Frage, ob auch Frauen als Täterinnen infrage kommen könnten, sagt Petermann: „Sie sind deutlich weniger repräsentiert in der Gewaltstatistik. In neun von zehn Fällen töten Männer. Wenn Frauen fremde Kinder töten, wäre das eine sehr ungewöhnliche Entscheidung.“

Werbung

Warum die Polizei erst Tage nach Fabians Verschwinden von einem Gewaltverbrechen ausging, erklärt der Profiler mit Zurückhaltung. „Immer dann, wenn ein Kind verschwindet, müssen wir davon ausgehen, dass mit diesem Kind etwas geschehen ist. Vielleicht hat man die von der Mutter geschilderte Situation bewertet – dass er krank war, nicht in die Schule wollte – und das für plausibel gehalten.“

Die ersten Stunden sind entscheidend

„Man schaut sich das Zuhause an, sucht nach eventuellen Verstecken, nach Spuren von Gewalt, prüft die Plausibilität der Gründe des möglichen Verschwindens, spricht mit Familie, Freunden, Lehrern, im Sportverein. So beginnt jede Suche“, erklärt Petermann weiter.

Werbung

Doch im Fall Fabian blieb vieles mysteriös. Leichenspürhunde schlugen an einem See an, doch die Taucher fanden nichts. „Hunde können eine Spur anzeigen, aber das bedeutet nicht automatisch, dass die Person dort war. Es ist immer die Interpretation des Hundeführers.“

Der Fundort: Ein Ort, den der Täter kannte

Die Leiche wurde schließlich in einem abgelegenen Rapsfeld an einem kleinen Tümpel entdeckt – 15 Kilometer von Fabians Zuhause entfernt. Petermann analysiert:

Werbung

„Der Junge sollte nicht schnell gefunden werden. Der Täter handelte in Eile, denn sonst hätte er das Kind auch vergraben können. Zudem meiden Täter Risiken. Sie agieren an Orten, die sie kennen – wo sie wissen, dass kaum jemand hinkommt. Das spricht dafür, dass der Täter mit diesem Ort vertraut war und ihn bewusst gewählt hat.“

Am Fundort wurden Brandspuren entdeckt – möglicherweise, um Beweise zu vernichten. „Es wird ein Verhalten sein, das Spuren beseitigen soll“, so der Profiler. Noch ist unklar, ob der Fundort auch der Tatort ist.

Werbung

Wie Täter nach der Tat reagieren

Petermann sagt: „Das hängt vom Täter und dem Motiv ab. Manche verdrängen, andere sind voller Schuldgefühle. Wenn der Täter aus dem Umfeld stammt, wird er sich fragen: Kommen sie jetzt zu mir? Wann überprüfen sie mich? Sind Spuren von mir vorhanden?“

Die Ermittlungen dauern an. Nach BILD-Informationen wurde der tote Junge von einer Spaziergängerin entdeckt, bei der es sich um die Ex-Freundin des Vaters handeln soll. Diese Information wurde von der Staatsanwaltschaft nicht bestätigt, aber auch nicht dementiert. Für Axel Petermann steht fest: Der Täter war in Eile – und kannte den Ort. Es war kein zufälliger Tatort, sondern ein Ort, der ihm Sicherheit gab.

Werbung

Wie berichtet:

Güstrow – Es ist die Nachricht, vor der ganz Mecklenburg-Vorpommern gezittert hat. Nun steht fest: Der kleine Fabian L. (†8) aus Güstrow ist gewaltsam ums Leben gekommen. Nach der Obduktion bestätigte die Staatsanwaltschaft Rostock, dass der Junge Opfer eines Gewaltverbrechens wurde.

16. Oktober 2025, Mecklenburg-Vorpommern, Klein Upahl: Ein Wasserloch in einem Feld in der Nähe von Klein Upahl, wo die Polizei am Vortag intensiv nach Beweisen gesucht hatte. | Quelle: Getty Images

16. Oktober 2025, Mecklenburg-Vorpommern, Klein Upahl: Ein Wasserloch in einem Feld in der Nähe von Klein Upahl, wo die Polizei am Vortag intensiv nach Beweisen gesucht hatte. | Quelle: Getty Images

Hoffnung wich furchtbarer Gewissheit

Seit Freitag vergangener Woche war Fabian spurlos verschwunden. Seine Mutter hatte ihn am Abend als vermisst gemeldet, nachdem er nicht wie verabredet nach Hause gekommen war. Was folgte, war eine der größten Suchaktionen der vergangenen Jahre in der Region: Polizei, Feuerwehr, Hunderte freiwillige Helferinnen und Helfer suchten tagelang nach dem Jungen.

Werbung

Mit Hunden, Drohnen und Plakaten wurde jedes mögliche Gebiet rund um Güstrow durchkämmt. Eine Spur führte kurzzeitig in einen Wald bei Zehna, doch dort verlor sich Fabians Fährte erneut. Am Montag dann ein Hoffnungsschimmer – und zugleich ein Vorbote des Schreckens: Mehrere Leichenspürhunde schlugen am Ufer des Inselsees an. Taucher suchten das Gewässer stundenlang ab, fanden aber nichts.

16. Oktober 2025, Mecklenburg-Vorpommern, Klein Upahl: Die Bushaltestelle in Klein Upahl. | Quelle: Getty Images

16. Oktober 2025, Mecklenburg-Vorpommern, Klein Upahl: Die Bushaltestelle in Klein Upahl. | Quelle: Getty Images

Ein schrecklicher Fund

Am Dienstagvormittag entdeckte schließlich eine Spaziergängerin in einem abgelegenen Feld bei Klein Upahl, rund 15 Kilometer von Fabians Zuhause entfernt, eine Kinderleiche. Sofort alarmierte sie die Polizei. Noch am selben Tag sperrten die Ermittler das Areal großflächig ab und begannen mit der Spurensicherung.

Werbung

Die traurige Gewissheit kam nur wenig später: Nach ersten Erkenntnissen handelte es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um den vermissten Achtjährigen. Am Mittwoch sollten Angehörige den Jungen eigentlich identifizieren, doch sie sahen sich dazu nicht imstande. Die Angehörigen sollen laut Staatsanwaltschaftssprecher Harald Nowak aus nachvollziehbaren Gründen abgelehnt haben, die Identifikation selber durchzuführen. Nun soll ein DNA-Test endgültige Klarheit bringen – das Ergebnis wird für Freitag erwartet.

Am Leichnam sollen Spuren festgestellt worden sein, die den Schluss zulassen, dass der Junge Opfer eines Gewaltverbrechens geworden ist, heißt es nun von Seiten der Behörden. Weitere Details zu den genauen Verletzungen oder den Umständen des Todes wollen die Ermittler derzeit aus ermittlungstaktischen Gründen nicht veröffentlichen.

15. Oktober 2025, Mecklenburg-Vorpommern, Güstrow: Vor der Marienkirche stehen Grablichter, Blumen und Kuscheltiere zum Gedenken an den vermissten achtjährigen Fabian. | Quelle: Getty Images

15. Oktober 2025, Mecklenburg-Vorpommern, Güstrow: Vor der Marienkirche stehen Grablichter, Blumen und Kuscheltiere zum Gedenken an den vermissten achtjährigen Fabian. | Quelle: Getty Images

Werbung

Wurde Fabian hier zum letzten Mal gesehen?

In den Medien kam immer wieder die Bushaltestelle an der Eisenbahnstraße auf. Hier, zwischen einem kleinen Dönerimbiss und einem Laubhaufen auf dem Gehweg, könnte Fabian (†8) zuletzt gesehen worden sein – an jenem Freitag, an dem er spurlos verschwand.

Imbissbetreiber Ahmet Bilbaj (55) erinnert sich gut an diesen Nachmittag. Ein Junge, den er für Fabian halte, habe vor seinem Laden im Herbstlaub gespielt, erzählt er. „Bei der Uhrzeit bin ich mir nicht mehr ganz sicher. Es war aber auf jeden Fall noch hell“, sagt Bilbaj.

Er sei nach draußen gegangen und habe den Jungen freundlich ermahnt, weil er das Laub mit den Füßen auf dem Gehweg verteilt habe. Auf der Bank an der Haltestelle habe eine Frau mit zwei kleinen Mädchen gesessen. „Ich dachte, das wäre seine Mutter. Ich habe ihm gesagt, er soll zu seiner Mama gehen“, berichtet der Mann. Erst später habe er gemerkt, dass der Junge offenbar nicht zu der Frau gehörte.

14. Oktober 2025, Mecklenburg-Vorpommern, Klein Upahl: Ein Polizeifahrzeug passiert die Absperrung auf dem Weg zu der Stelle, an der die Leiche eines Kindes gefunden wurde.  | Quelle: Getty Images

14. Oktober 2025, Mecklenburg-Vorpommern, Klein Upahl: Ein Polizeifahrzeug passiert die Absperrung auf dem Weg zu der Stelle, an der die Leiche eines Kindes gefunden wurde. | Quelle: Getty Images

Werbung

Wenige Minuten danach fuhr ein blauer Bus vor. Als Bilbaj wieder hinausschaute, war der Junge verschwunden.

Die Spur verliert sich an der Bushaltestelle

Die Dönerbude liegt nur zehn Gehminuten von Fabians Zuhause entfernt – und nur wenige Minuten vom zentralen Omnibusbahnhof Güstrow. Genau bis dorthin hatten die Spürhunde der Polizei Fabians Spur verfolgen können. Danach verlor sie sich – direkt in der Nähe der Eisenbahnstraße.

Ob der Junge tatsächlich hier in einen Bus gestiegen ist, ist bislang unklar. Doch die Möglichkeit liegt nahe. Eine der Linien, die an dieser Haltestelle hält, fährt in nur 15 Minuten nach Zehna. Dort lebt Fabians Vater.

Tatsächlich prüfte die Polizei früh, ob Fabian mit dem Bus unterwegs gewesen sein könnte. Laut Medienberichten schlug sogar ein Rettungshund an einer Haltestelle in der Nähe des väterlichen Wohnortes an.

14. Oktober 2025, Mecklenburg-Vorpommern, Güstrow: Bei der Suche nach dem vermissten achtjährigen Fabian wird das Ufergebiet des Inselsees mit Schlauchbooten, Tauchern und Rettungskräften in Watstiefeln abgesucht. | Quelle: Getty Images

14. Oktober 2025, Mecklenburg-Vorpommern, Güstrow: Bei der Suche nach dem vermissten achtjährigen Fabian wird das Ufergebiet des Inselsees mit Schlauchbooten, Tauchern und Rettungskräften in Watstiefeln abgesucht. | Quelle: Getty Images

Werbung

Polizei ermittelt unter Hochdruck

Seit dem grausamen Fund arbeitet ein großes Team von Ermittlern rund um die Uhr an der Aufklärung. Spürhunde waren erneut im Einsatz, das Gelände wurde bis ins kleinste Detail untersucht. Noch gibt es keinen Tatverdächtigen, doch die Beamten prüfen alle Spuren.

Die Nachricht von Fabians Tod hat Güstrow tief erschüttert. Viele Menschen legten Kerzen und Stofftiere vor der Kirche nieder – Zeichen stiller Trauer und Mitgefühl mit der Familie.

Während die Ermittlungen weiterlaufen, bleibt eine ganze Stadt in Sorge und Hoffnung vereint: dass der Täter gefunden wird und Fabian Gerechtigkeit erfährt.

Werbung
info

gogirok.com unterstützt und fördert keine Formen von Gewalt, Selbstbeschädigung oder anderes gewalttätiges Verhalten. Wir machen unsere LeserInnen darauf aufmerksam, damit sich potentielle Opfer professionelle Beratung suchen und damit niemand zu Schaden kommt. gogirok.com setzt sich gegen Gewalt, Selbstbeschädigung und gewalttätiges Verhalten ein, gogirok.com plädiert deshalb für eine gesunde Diskussion über einzelne Fälle von Gewalt, Missbrauch, oder sexuelles Fehlverhalten, Tiermissbrauch usw. zum Wohl der Opfer. Wir ermutigen in diesem Sinne alle LeserInnen, jegliche kriminelle Vorfälle, die wider diesen Kodex stehen, zu melden.

Ähnliche Neuigkeiten

Die Autopsieergebnisse haben gezeigt, wie Fabian (8) gestorben ist

16. Okt. 2025

„Wieso muss ein Kind so einem Verbrechen zum Opfer fallen?“: Die Menschen in Güstrow sind schockiert über die Details von Fabians Tod

15. Okt. 2025

Tragödie: Der 8-jährige Fabian wird tot aufgefunden, nachdem er allein zu Hause gelassen wurde - die letzten Worte seiner Mutter an ihn

15. Okt. 2025

„Wir haben uns verabschiedet“: Fabians Mutter erinnert sich an die herzzerreißenden letzten Momente, in denen sie ihren Sohn lebend gesehen hat

15. Okt. 2025

Polizei veröffentlicht Fotos vom Fundort von Fabian - ein Detail gibt den Ermittlern Rätsel auf

14. Okt. 2025

Neues zur Suche nach dem vermissten Fabian: Rettungshunde nehmen seine Fährte auf

14. Okt. 2025

Die Polizei findet mit Ahmet Bilbaj (55) den Mann, der Fabian anscheinend zuletzt gesehen hat – was hatte er mitzuteilen?

16. Okt. 2025

„Die Hoffnung ist da“: Polizei erhält Hinweis, wohin der 8-jährige Fabian unterwegs sein könnte

13. Okt. 2025

Die Polizei äußert ihren Verdacht darüber, wie Fabian ums Leben gekommen sein könnte

14. Okt. 2025

Schockierende Wendung: Die Leiche von Fabian (8) wurde von der Ex-Freundin seines Vaters gefunden

17. Okt. 2025

Fabians Mutter schockiert darüber, wer die Leiche ihres Sohnes gefunden hat: „Warum musste sie mein Kind finden?“

20. Okt. 2025

Die Polizei macht neue Entdeckungen über den vermissten Fabian: „Er soll Probleme in der Schule gehabt haben“

14. Okt. 2025

„Meine Ex hat Weihnachten unsere Kinder umgebracht“: Johannes, 44, sagt erstmals vor Gericht über die Tragödie aus

21. Aug. 2025

Die Folgen von Fabians Tod: Reaktionen der Angehörigen, Suche nach dem Mörder und Stellungnahmen der Schule

15. Okt. 2025