
Mutter reagiert auf erste Festnahme im Fall Fabian – Profiler weist auf „sehr ungewöhnliches“ mögliches Motiv für den Mord an dem Jungen hin
Vier Wochen nach dem gewaltsamen Tod des achtjährigen Fabian aus Güstrow in Mecklenburg-Vorpommern gibt es eine erste Festnahme. Eine Frau wurde verhaftet und sitzt in Untersuchungshaft – gegen sie besteht Mordverdacht. Für die Ermittler ist damit ein entscheidender Wendepunkt erreicht. Doch die Familie des Jungen steht weiterhin unter Schock.
Fabians Mutter hatte schon früh ein ungutes Gefühl. Wie ihre Anwältin Christine Habetha gegenüber RTL sagte, sei es „kein echter Schock“ gewesen, als bekannt wurde, dass die Tatverdächtige festgenommen wurde. „Sie hatte bereits einen Verdacht, als klar wurde, wer das getötete Kind und vor allem wo und unter welchen Umständen gefunden hat“, so die Juristin. Verwundert habe die Mutter lediglich „der lange Zeitraum zwischen dem Fund der Leiche und der Festnahme“.

Polizei | Quelle: Getty Images
Fabians Mutter: „Sie begreift das Unbegreifliche“
Die Anwältin beschrieb gegenüber RTL den emotionalen Zustand ihrer Mandantin als „zwischen Entsetzen und Erleichterung“. Die Mutter sei gefangen zwischen Fassungslosigkeit und unendlicher Trauer. „Sie begreift das Unbegreifliche“, so Habetha.
Laut der Anwältin durchlebt die Mutter „unermessliche Trauer“ – nicht nur über den Tod ihres Sohnes, sondern auch über die Art und Weise, wie Fabian sterben musste. „Sie fragt sich: Hat er viel gelitten? Hat er sich gequält? Hat er geschrien? Hat er sich vielleicht gewehrt?“, sagte Habetha. Antworten könne nur die Täterin – oder der Täter – geben.
Aus den Ermittlungsakten geht hervor, dass die Tatverdächtige Gina H. die Ex-Freundin von Fabians Vater ist. Der Vater hatte sich etwa zwei Monate vor der Tat von ihr getrennt. Trotzdem habe Gina H. laut Anwältin weiterhin Kontakt zu Fabian gehabt. „Auch nach der Trennung von Fabians Vater habe es Kontakt zwischen der Familie und Gina H. gegeben. Für den Kleinen war das eine Art zweites Zuhause. In der Nachbarschaft dort leben auch Kinder, mit denen er oft gespielt hat“, sagte Habetha gegenüber Focus.
Während der Beziehung habe Fabians Mutter „nie ein schlechtes Gefühl gehabt“, wenn ihr Sohn Zeit bei Gina H. verbrachte. „Die Berichte von dort waren positiv“, so Habetha. Doch später hätten sich die Konflikte zwischen Gina H. und Fabians Vater „zunehmend verschärft“.
Profiler Petermann: „Ein sehr außergewöhnliches Motiv wäre denkbar“
Auch der bekannte Profiler Axel Petermann, langjähriger Leiter der Mordkommission Bremen, äußerte sich bei t-online zu den Ermittlungen. Für ihn sei das Vorgehen der Ermittler nachvollziehbar, zumal nach der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY … ungelöst“ offenbar neue Hinweise eingegangen seien.
Petermann erklärte, es sei „denkbar, dass es Zeugen gibt, die gesehen haben, wie Fabian das Haus verlassen hat“. Außerdem hätten Ermittler einen Geländewagen sichergestellt. „Möglicherweise wurde darin Fabians Leiche an den Tümpel verbracht. Dann könnte man dort Fingerabdrücke oder seine DNA gefunden haben. Oder aber Faserspuren an Fabians Leiche, die zu dem Wagen passen“, sagte Petermann.
Über die mögliche Motivation sagte der Profiler:
„Wenn Frauen töten, dann fast immer im persönlichen Umfeld. In der Regel stehen Motive wie Eifersucht dahinter. Möglicherweise wollte sie jemanden bestrafen. Oder mit dem Mord dafür sorgen, dass sich jemand anderes wieder enger an sie bindet. Das wäre schon sehr außergewöhnlich.“

06. November 2025, Mecklenburg-Vorpommern, Güstrow: Eine Tatverdächtige (Mitte links) verlässt in Begleitung von Polizeibeamten ihre Wohnung. | Quelle: Getty Images
„Sie behaupten zum Beispiel, die Leiche zufällig gefunden zu haben“
Petermann wies zudem auf ein Verhalten hin, das er aus früheren Fällen kennt:
„Täter handeln nach einem Mord oft übersprungsartig, sie konstruieren Situationen, um sich vermeintlich aus dem Visier der Ermittler zu entfernen. Sie behaupten zum Beispiel, die Leiche zufällig gefunden zu haben. Und genau mit dieser Inszenierung liefern sie sich selbst der Polizei aus.“
Laut t-online bleibt die Identität der Verdächtigen offiziell unbestätigt. Staatsanwalt Harald Nowack erklärte: „Wir sind dort in einer relativ kleinstädtischen Umgebung. Alles, was ich Ihnen jetzt sagen würde, würde die Identifizierung dieser Person ermöglichen.“

06 November 2025, Mecklenburg-Western Pomerania, Rostock: Harald Nowack, senior public prosecutor and press spokesman for the Rostock public prosecutor's office, informs about new investigation results at a press conference four weeks after the violent death of eight-year-old Fabian from Güstrow. | Source: Getty Images
Ein Fall, der die Region nicht loslässt
Fabian war am 10. Oktober verschwunden. Er hatte sich an diesem Tag krankgemeldet und war zu Hause geblieben. Als seine Mutter von der Arbeit nach Hause kam, war er fort. Vier Tage später wurde seine Leiche an einem Tümpel bei Klein Upahl, rund 15 Kilometer von seinem Wohnort entfernt, gefunden. Nach Angaben der Ermittler wurde der Junge am selben Tag zwischen 11 und 15 Uhr getötet. Die Leiche war angezündet worden, offenbar um Spuren zu vernichten.
Während die Ermittlungen weiterlaufen, bleibt für die Mutter nur die Hoffnung auf Antworten. Ihre Anwältin fasst es so zusammen: „Sie will einfach nur wissen, warum. Warum musste ihr Kind sterben?“
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