
Laura Dahlmeiers Vater spricht zum ersten Mal über den Tod seiner Tochter
Es ist ein stiller Winter für die Familie Dahlmeier. Zum ersten Mal fehlt Laura beim Weihnachtsfest – ein Einschnitt, der weit über den engen Familienkreis hinausreicht.
Der Tod der früheren Biathletin hat viele Menschen tief bewegt. Monate nach dem Unglück am Laila Peak in Pakistan hat sich ihr Vater Andreas Dahlmeier nun erstmals ausführlich öffentlich geäußert. In einem Interview schildert er, was am Berg geschah, und gibt zugleich sehr persönliche Einblicke in seine Trauer und sein Verständnis für den Weg seiner Tochter.
Ende Juli verunglückte Laura Dahlmeier beim Bergsteigen im pakistanischen Karakorum-Gebirge. Beim Abstieg vom 6.096 Meter hohen Laila Peak wurde sie von einem herabfallenden Gesteinsbrocken am Kopf getroffen. Für Andreas Dahlmeier, der bei der Bergrettung in Garmisch-Partenkirchen tätig ist, lassen die Umstände kaum Zweifel am Ausgang des Unglücks.
„Laura müsste sofort tot gewesen sein“, erklärte er nüchtern. Diese Einschätzung beruht nicht nur auf der Schilderung der Ereignisse, sondern auch auf seiner langjährigen Erfahrung im alpinen Rettungsdienst.
Besonders schmerzhaft für die Familie war die Tatsache, dass Lauras Leichnam nicht geborgen werden konnte. In den Tagen nach dem Unfall verschlechterte sich das Wetter drastisch. Starke Unwetter führten zu weiteren Steinschlägen, die den Unglücksort veränderten und eine Bergung unmöglich machten.
Für Andreas Dahlmeier ist dieser Umstand inzwischen Teil eines größeren Bildes. Er glaubt, dass seine Tochter genau dort geblieben ist, wo sie sich am wohlsten fühlte: in den Bergen, die ihr Freiheit und Sinn gaben.
Im Interview spricht der Vater auch über Gedanken, die ihn seit dem Tod seiner Tochter begleiten. Die Vorstellung eines klassischen Grabes auf einem Friedhof passe nicht zu Laura. Er ist überzeugt, dass sie es nicht gewollt hätte, an einem Ort zu liegen, der ständig von Besuchern aufgesucht wird. Vielmehr habe sie Ruhe gesucht – und gefunden. „Ich glaube, Laura hätte es so gewollt, in den Bergen Frieden zu finden“, sagte er.
Dass die Leidenschaft seiner Tochter für die Berge Risiken barg, war Andreas Dahlmeier stets bewusst. Er habe bei jeder Tour damit rechnen müssen, einen Anruf mit schlechten Nachrichten zu erhalten. Umso beruhigender sei es gewesen, wenn das Telefon schwieg.
Eine Woche vor dem tödlichen Unglück gab es jedoch bereits einen Alarm: Laura hatte versehentlich den Notfallknopf ihres Senders ausgelöst. Der Vorfall stellte sich als Fehlalarm heraus, zeigte aber, wie präsent die Gefahr immer war.
Für ihren Vater steht fest: Umsicht allein schützt im Hochgebirge nicht. Erfahrung, Vorbereitung – und auch Glück – spielen eine entscheidende Rolle.
Laura Dahlmeier war sich dieser Risiken bewusst. Schon zu Lebzeiten hatte sie klare Vorstellungen für den Fall ihres Todes. Sie legte fest, wie ihre Trauerfeier gestaltet werden sollte und wer daran teilnehmen dürfe.
Die Abschiedsfeier fand am 11. August in der Wallfahrtskirche St. Anton in Garmisch-Partenkirchen mit rund 200 geladenen Gästen statt. Für die Öffentlichkeit wurde im Kurpark von Partenkirchen eine Gedenkstätte eingerichtet, die bis heute viele Menschen besuchen.
Die anhaltende Anteilnahme berührt ihren Vater tief. Er berichtet, dass er an der Gedenkstätte selten allein sei. Immer wieder träfen sich dort Menschen, um Blumen niederzulegen oder innezuhalten. Diese Verbundenheit helfe ihm, mit dem Verlust zu leben.
Trotz aller Trauer ist Andreas Dahlmeier überzeugt, dass seine Tochter nicht gewollt hätte, dass ihr Tod das Leben der Hinterbliebenen bestimmt. Er glaubt, Laura hätte ihm geraten, weiterzugehen und seiner eigenen Leidenschaft treu zu bleiben.
In diesem Gedanken findet er Kraft – und einen stillen Auftrag, das Leben mit all seinen Risiken weiter anzunehmen.
Laura Dahlmeier starb am 28. Juli im Alter von nur 31 Jahren. Sie hinterließ nicht nur außergewöhnliche sportliche Erfolge, sondern auch das Bild einer Frau, die ihren eigenen Weg konsequent ging – bis zuletzt.
Wir berichteten über ihren tragischen Unfall:
Die deutsche Biathlon-Olympiasiegerin Laura Dahlmeier ist bei einem tragischen Bergunglück im Norden Pakistans ums Leben gekommen. Die 31-Jährige verunglückte während einer Klettertour in der Region Gilgit-Baltistan. Die traurige Nachricht wurde inzwischen durch eine offizielle Pressemitteilung bestätigt.
Wie weitere Informationen zeigen, ereignete sich das Unglück in etwa 5.700 Metern Höhe. Laut dem Alpine-Club of Pakistan kam es zu einem folgenschweren Zwischenfall. Dahlmeiers Management bestätigte ihren Tod infolge des Bergsteigerunfalls.

18. Februar 2024, Tschechische Republik, Nove Mesto Na Morave: Laura Dahlmeier als Fan-Expertin im Stadion | Quelle: Getty Images
Kurz vor dem tragischen Ereignis veröffentlichte Laura Dahlmeier ein letztes Video auf Instagram, das sie während eines Aufenthalts in den Bergen zeigt. In dem Beitrag bedankte sie sich für einen ereignisreichen Juni mit „großartigen Menschen“ und schrieb:
Danke, Juni – für eine großartige Zeit in den Bergen mit wunderbaren Menschen! Training und Vorbereitung auf das nächste große Expeditionsziel. ✅Dankbar für das Lachen, die Lektionen und die Ausblicke. Weiter zu neuen Abenteuern – mit der Heimat immer im Herzen. 🏔️🌍✨#bettertobefast #HmlaA #expedition #mädelstrip #AdventureAwaits #MountainVibes #ExpeditionPrep
Die Olympiasiegerin war gemeinsam mit einer Kletterpartnerin am Laila Peak im Karakorum-Gebirge unterwegs, als sie von herabfallenden Felsen getroffen wurde. Während ihre Begleiterin das Unglück überlebte, konnte für Laura Dahlmeier nur noch der Tod festgestellt werden. Wie der Guardian berichtet, war es den Rettungskräften aufgrund widriger Wetterbedingungen bislang nicht möglich, den Leichnam zu bergen.
Nachdem ein Notruf von Dahlmeiers Kletterpartnerin Marina Eva eingegangen war, starteten die Behörden eine Rettungsaktion im Hochgebirge. Marina Eva konnte schließlich mit Unterstützung der Helfer am Dienstag zum Basislager zurückkehren. Zuvor hatte sie über Stunden hinweg versucht, ihre schwer verletzte Partnerin zu retten – doch das schwierige Gelände und anhaltender Steinschlag machten jede Hilfe unmöglich.
Wie in einem offiziellen Statement auf Dahlmeiers Instagram-Seite mitgeteilt wurde, konnte Marina Eva schließlich keine Lebenszeichen mehr wahrnehmen. Schweren Herzens traf sie die Entscheidung, die Gefahrenzone zu verlassen und den Abstieg fortzusetzen. Die Mitteilung beschreibt ihren Versuch als verzweifelt und mutig – ein Kampf gegen Naturgewalten, der letztlich verloren ging.
In einem späteren Beitrag auf dem offiziellen Instagram-Kanal nahm ihr Team öffentlich Abschied von Laura Dahlmeier und würdigte sie als einen Menschen, der viele Leben berührt hat. Wörtlich heißt es:
„Wir nehmen Abschied von einem großartigen Menschen. Laura hat mit ihrer herzlichen und geradlinigen Art unser Leben und das Leben vieler bereichert. Sie hat uns vorgelebt, dass es sich lohnt, für die eigenen Träume und Ziele einzustehen und sich dabei immer treu zu bleiben.“

Ein Porträt der ehemaligen Biathletin Laura Dahlmeier ist in einer Gedenkstätte im Kurpark von Partenkirchen in Garmisch-Partenkirchen ausgestellt | Quelle: Getty Images
„Wir sind von Herzen dankbar, liebe Laura, dass wir an deinem Leben teilhaben durften. Unsere gemeinsamen Erinnerungen geben uns Kraft und Mut, unseren Weg weiterzugehen.“ Die Worte stehen für einen stillen, würdevollen Abschied von einer Frau, die weit über ihre sportlichen Erfolge hinaus Eindruck hinterlassen hat.
Der Tod von Laura Dahlmeier hat nicht nur Familie und Freunde tief erschüttert, sondern auch eine breite Öffentlichkeit bewegt. In den sozialen Medien zeigten sich zahlreiche Menschen bestürzt – nicht zuletzt, weil sich die Tragödie nur wenige Tage nach dem plötzlichen Tod des Extremsportlers Felix Baumgartner ereignete.
Baumgartner, der durch seinen spektakulären Stratosphärensprung 2012 weltberühmt wurde, verunglückte am 24. Juli 2025 tödlich bei einem Wingsuit-Flug in den französischen Alpen. Für viele fühlte es sich an wie ein doppelter Schock in kurzer Zeit.

Zahlreiche Nutzer zeigen sich auf Social Media tief betroffen – der Verlust von Laura Dahlmeier und Felix Baumgartner bewegt Menschen weltweit. | Quelle: Facebook
In einer weiteren Mitteilung auf Dahlmeiers offiziellem Instagram-Account machte ihre Familie schließlich auch einen sehr persönlichen Wunsch der Verstorbenen öffentlich: Rettungsteams werden keine weiteren Versuche unternehmen, ihren Leichnam vom Laila Peak zu bergen.
Die Angehörigen appellieren an die Öffentlichkeit und die Medien, ihnen in dieser schweren Zeit Raum für Trauer zu lassen. Die Erinnerung an gemeinsame Momente gebe ihnen die Kraft, mit dem Verlust umzugehen und ihren Weg weiterzugehen.
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