
Fall Fabian: Verdächtige Gina H. soll andere Personen in das Verbrechen verwickelt haben
Der Mordfall um den achtjährigen Fabian aus Güstrow wird mit jeder neuen Information komplexer. Was zunächst als spontaner Leichenfund durch eine Bekannte der Familie erschien, entwickelt sich zunehmend zu einem Geflecht aus Widersprüchen. Nach Recherchen von RTL rücken nun vor allem die Stunden vor dem offiziellen Fundzeitpunkt in den Fokus.
Gina H., die Ex-Partnerin von Fabians Vater, gab an, den Jungen am 14. Oktober zufällig beim Spazierengehen entdeckt zu haben. Der Fundort lag an einem kleinen Tümpel nahe Klein Upahl, rund 15 Kilometer entfernt von ihrem Wohnort. Kurz darauf erklärte sie öffentlich, der Junge sei für sie „wie ein eigenes Kind“ gewesen.

Schwer bewaffnete deutsche Polizei | Quelle: Getty Images
Am 6. November wurde die 29-Jährige schließlich wegen dringenden Mordverdachts festgenommen. Zu diesem Zeitpunkt lagen den Ermittlern bereits verschiedene Hinweise vor, die Zweifel an ihrer Darstellung weckten. Nun bringen Aussagen eines Zeugen weitere Brisanz in den Fall.
Ein Mann berichtet gegenüber RTL, Gina H. habe ihn bereits in der Nacht zum 14. Oktober, also noch vor dem offiziellen Auffinden der Leiche, an genau jenen Tümpel geführt. Die 29-Jährige sei am oberen Rand des Gewässers stehen geblieben, während er mit einer Taschenlampe zum Wasser hinunterging. Dort habe er einen Körper gesehen, den er zwar nicht eindeutig identifizieren konnte, jedoch sofort erkannte, dass es sich um einen Leichnam handelte.

Polizei | Quelle: Getty Images
Der Zeuge sagt, Gina H. habe ihn angewiesen, erneut auf das Gesicht der Person zu leuchten. Daraufhin habe sie ihm gesagt, es handele sich um Fabian. Seine Aussage legt nahe, dass sie bereits vor dem angeblichen Fund am Morgen des 14. Oktober wusste, wo der Junge lag. Genau dieser zeitliche Widerspruch weckt erhebliche Zweifel an ihrer bisherigen Schilderung.
Besonders schwerwiegend ist der Verdacht, der sich aus der Schilderung des Zeugen ergibt. Er sagt, er gehe davon aus, dass Gina H. ihn mit seinem eigenen Auto zum Tatort bringen wollte, um später seine Spuren dort zu erklären. Diese Vermutung begründet er mit ihrer Aufforderung, ihm eine bestimmte Position einzunehmen und zu leuchten, als wolle sie seine Anwesenheit bewusst festhalten.
Die Angst, selbst verdächtigt zu werden, habe ihn davon abgehalten, die Polizei sofort zu informieren. Stattdessen meldete er sich erst am 14. Oktober, nachdem Gina H. den Leichenfund offiziell gemeldet hatte, und legte seine Aussage bei den Ermittlern vor. Die Polizei nahm seine Angaben auf und protokollierte sie vollständig.
Nach RTL-Recherchen soll Gina H. in derselben Nacht nicht nur diesen Zeugen, sondern auch eine weitere Person an den Tümpel geführt haben. Beide werden von den Behörden als Zeugen geführt und gelten nicht als tatverdächtig. Dieser Umstand bestätigt jedoch, dass Gina H. offenbar mehrere Menschen gezielt an den Fundort brachte.
Die Hintergründe für dieses Verhalten sind bisher ungeklärt. Ob sie versuchte, andere in das Geschehen hineinzuziehen, oder ob sie damit Spuren verwischen wollte, ist derzeit nicht belegt. Der Verdacht, dass weitere Menschen unbewusst in die Nähe des Tatortes gebracht wurden, spielt jedoch eine immer größere Rolle für die Ermittler.
Gina H.s Verteidiger, Rechtsanwalt Andreas Ohm, hält die Vorwürfe für nicht ausreichend. Aus seiner Sicht gebe es keine „aussagekräftigen Beweise“, sondern lediglich Indizien, die nicht lückenlos seien. Ob die Begleitung der Zeugen tatsächlich stattgefunden hat, wolle er nicht bestätigen oder dementieren.
Ohm hat inzwischen einen Haftprüfungsantrag gestellt. Er argumentiert, dass die vorliegenden Hinweise für eine Inhaftierung seiner Mandantin nicht ausreichen. Gleichzeitig schließt er nicht aus, dass mehrere Personen an der Tat beteiligt gewesen sein könnten.
Die Staatsanwaltschaft hingegen sieht weiterhin einen dringenden Tatverdacht gegen Gina H. Oberstaatsanwalt Harald Nowack erklärt, dass zwar weder die Tatwaffe vorliege noch Videoaufnahmen existieren, jedoch „eine Vielzahl mittelbarer Beweise“ gegen die Verdächtige spreche. Konkrete Zwischenergebnisse zu den beiden Zeugen nannte er nicht.
Die Ermittler haben inzwischen weit über hundert Personen befragt. Viele Hinweise müssen noch ausgewertet werden, und der genaue Tatablauf bleibt weiterhin offen. Klar ist jedoch, dass der Fall Fabian eine neue Dimension erreicht hat – eine, in der nicht nur ein möglicher Mord, sondern auch die bewusste Einbindung Unbeteiligter eine entscheidende Rolle spielt.
Wie vorher berichtet:
Güstrow – Der Tod des kleinen Fabian (†8) erschüttert ganz Deutschland. Nun sorgt eine neue Wendung für Aufsehen: Die Frau, die den leblosen Körper des Jungen in einem Waldstück bei Klein Upahl entdeckte, soll niemand Fremdes gewesen sein – sondern die 29-jährige Ex-Freundin seines Vaters.
Mehrere Zeugen bestätigten diese Information gegenüber BILD. Die Staatsanwaltschaft wollte sich zwar nicht konkret äußern, schloss diese Darstellung aber auch nicht aus. Weiter unten findest du ein Video, in dem sich eine Freundin der Mutter des Jungen zu diesen schockierenden Ereignissen äußert.

17. Oktober 2025, Mecklenburg-Vorpommern, Klein Upahl: Polizeibeamte stehen neben der Stelle, an der der achtjährige Fabian aus Güstrow tot in einem kleinen Teich in der Nähe von Klein Upahl gefunden wurde. | Quelle: Getty Images
„Ich habe damit nichts zu tun!“
Der schreckliche Fund im Wald
Nach eigenen Angaben war die junge Frau am Dienstag, dem 14. Oktober – vier Tage nach Fabians Verschwinden – gemeinsam mit einer Freundin und deren Hunden in dem abgelegenen Waldgebiet unterwegs. Plötzlich stießen sie auf etwas, das sich als die Leiche des Jungen herausstellte.
„Das ist ja nun wirklich kein Spaziergängerweg“
„Ich war mit meiner Freundin, weil es ihr nicht gut ging, im Wald spazieren“, erklärte sie später gegenüber der Polizei. Was sie dort fand, wird sie wohl nie vergessen. Das Kind war gewaltsam zu Tode gekommen, wie die Ermittler mittlerweile bestätigten. Außerdem wurden rund um einen kleinen Tümpel Brandspuren entdeckt – verbranntes Gras, dunkle Erde, ein gespenstischer Ort.
Noch am selben Tag wurde die Frau – selbst Mutter eines siebenjährigen Kindes – von der Polizei befragt. Bis tief in die Nacht saß sie auf der Wache in Rostock. Am nächsten Tag erschien sie gemeinsam mit einem Bekannten erneut auf dem Revier in Güstrow.

16. Oktober 2025, Mecklenburg-Vorpommern, Klein Upahl: Das Schild am Ortseingang von Klein Upahl. | Quelle: Getty Images
Auf den Verdacht angesprochen, beteuerte sie: „Ich habe damit nichts zu tun!“
Mit zitternden Händen schilderte sie, was sie dort gesehen hatte: „Fabian war wie ein eigenes Kind für mich. Ich war vier Jahre lang seine Ziehmama sozusagen. Ich habe ihn geliebt wie mein eigenes Kind. Dieses Bild, wie er da lag, werde ich nie mehr los … Er sah schlimm aus.“
Polizei prüft Auto und Handy
Die Ermittler nahmen ihre Aussagen ernst und überprüften ihr Umfeld. „Ich wollte da wirklich nur spazierengehen“, sagte sie. „Mein Auto wurde untersucht, ich hab alles freiwillig gemacht und kooperiert. Das würde ich wohl nicht machen, wenn ich etwas damit zu tun hätte.“

14. Oktober 2025, Mecklenburg-Vorpommern, Klein Upahl: Ein Polizeifahrzeug sperrt den Weg zu der Stelle, an der die Leiche eines Kindes gefunden wurde. | Quelle: Getty Images
Auch die Großmutter der Frau bestätigte, dass ihre Enkelin schwer unter dem Fund leide. Auf die Frage, ob sie schon darüber sprechen konnte, sagte sie, Gina habe bis heute noch nicht darüber gesprochen. Sie habe nur gesagt, dass ihm was ganz Schlimmes, Fürchterliches passiert sei.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wird die Frau derzeit lediglich als Zeugin geführt, nicht als Verdächtige.
Ein komischer Zufall?
Dass es ausgerechnet die Ex-Freundin des Vaters des Jungen war, die die Leiche fand, noch dazu an einem solch abgelegenen Ort, stößt im Umkreis des getöteten Jungen auf Skepsis.
Eine enge Freundin von Fabians Mutter äußerte ihre Skepsis. „Hier soll ausgerechnet die Ex-Freundin den Jungen gefunden haben. Das ist ja nun wirklich kein Spaziergängerweg.“ Tatsächlich wirkt der Ort schwer zugänglich – selbst Autos könnten hier leicht steckenbleiben.
Im Gespräch schildert die Frau ihre Gedanken zu den Umständen des Leichenfundes und zu den schweren Stunden, die Fabians Mutter seitdem durchlebt. Die Nähe zum Fundort, der noch immer von den Spuren der Ermittlungen gezeichnet ist, lässt die Erlebnisse besonders real erscheinen.
Eine Verbindung, die Fragen aufwirft
Nach Informationen unserer Redaktion lebte die Finderin mehrere Jahre mit Fabians Vater zusammen. Aus dieser Beziehung ging zwar kein gemeinsames Kind hervor, doch die Frau ist selbst Mutter eines siebenjährigen Sohnes. Zwischen ihr und Fabian soll lange Zeit ein enger Kontakt bestanden haben.
Ob diese frühere Bindung eine Rolle bei dem tragischen Geschehen spielt, ist bislang unklar. Die Ermittler prüfen weiterhin alle Spuren und befragen Zeugen, um das Dunkel um Fabians Tod zu erhellen.
Eltern hoffen auf Antworten
Für Fabians Eltern, Dorina L. und Matthias R., ist der Verlust unbegreiflich. Der Schmerz sitzt so tief, dass sie bislang nicht in der Lage waren, ihren Sohn zu identifizieren. Beide hoffen nun auf vollständige Aufklärung.
Die Polizei setzt ihre Ermittlungen fort und sucht weiter nach Zeugen. In einer Mitteilung hieß es, dass Befragungen in der Umgebung des Fundorts fortgeführt werden. Bewohner der Region werden gebeten, sich bereitzuhalten und Hinweise, Fotos oder Videos unter der Telefonnummer 0800-5977268 weiterzugeben.
Der tragische Fall des kleinen Fabian bleibt ein Rätsel – und lässt viele Menschen in Mecklenburg-Vorpommern weiter bangen, dass die Wahrheit bald ans Licht kommt.
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