
Adrian Ursache: Wie der Mister Germany, der eine Miss Germany geheiratet hat, im Gefängnis gelandet ist
Adrian Ursache war einmal „Mister Germany“ – ein Mann, der auf den großen Bühnen stand, umgeben von Glamour. Jahre nach dem Titelgewinn von 1998 in Berlin ist von diesem Glanz nicht viel geblieben. Schlagzeilen machten nicht mehr Titel und Erfolge, sondern Gewalt, Gerichtsprozesse und eine lange Haftstrafe. Während er im Rampenlicht der Öffentlichkeit stand, mussten seine Frau Sandra Ursache (geborene Hoffmann) und die gemeinsamen Söhne (heute 19 und 22 Jahre alt) einen anderen schweren Weg beschreiten: den Versuch, ein normales Leben zu führen, während der Familienvater im Gefängnis saß. Heute, nach Adrian Ursaches Freilassung, ist die Geschichte noch nicht zu Ende. Sie bleibt ein Beispiel dafür, wie schnell ein Leben kippen kann – und wie schwer es für eine Familie auch Jahre später noch sein kann, mit der Erinnerung an derart einschneidende Erfahrungen zu leben.

Adrian und Sandra Ursache mit ihren beiden Söhnen Marvin-Lorenzo (li.) und Laurin-Maurice | Quelle: GettyImages
Doch was war passiert? Andreas Ursache landete im Gefängnis, weil er sich bei einer Zwangsräumung seines Grundstücks im Sommer 2016 massiv gegen die Polizei gewehrt hatte. Schließlich kam es zu einer dramatischen Auseinandersetzung: Ursache zog eine Waffe, schoss und verletzte dabei einen Polizisten am Hals – nur die Schutzkleidung des Beamten hatte Schlimmeres verhindern können. Neben versuchtem Mord, gefährlicher Körperverletzung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte wurde Ursache in der Folge auch unerlaubter Waffenbesitz vorgeworfen. 2019 fällte das Gericht schließlich sein Urteil: sieben Jahre Haft. 2020 bestätigte der Bundesgerichtshof diese Strafe. Das ist jedoch noch nicht das Ende der Geschichte.

Adrian Ursache im Jahr 2006 | Quelle: GettyImages
Besonders die spektakulären Details rund um die Vorwürfe machten Schlagzeilen: Nach einer Anhäufung von Schulden im sechsstelligen Bereich wollte Ursache sein zwangsversteigertes Grundstück in Reuden nicht räumen; er hatte es kurzerhand zu seinem eigenen „Staat“ erklärt. Als die Behörden 2016 die Zwangsräumung durchsetzen wollten, eskalierte die Situation. Ursache wehrte sich unterstützt von Familienangehörigen und Anhängern vehement, es kam zu dem beschriebenen Schusswechsel, bei dem ein Polizist schwer verletzt wurde. Adrian Ursaches Anhänger gingen zudem mit Pflastersteinen auf die Einsatzkräfte los. Schließlich erlitt der ehemalige „Mister Germany“ selbst ebenfalls Schusswunden und musste ins Krankenhaus gebracht werden.

Adrian Ursache als Mister Germany 1998 | Quelle: GettyImages
Sandra Ursache, selbst eine ehemalige Schönheitskönigin, war lange Jahre die Frau an der Seite von Adrian Ursache. 2000 hatte den Titel der Miss Germany gewonnen, 2003 hatte sie dann ihren Mister Germany Adrian geehelicht. Aus dieser Ehe gingen auch zwei Söhne hervor. Während die öffentliche Aufmerksamkeit auf den dramatischen Vorwürfen lag, trat Sandra an den Prozesstagen nicht nur als „Verfahrensbeistand“ auf, sondern auch als offensichtlicher Ruhepol für ihren Mann. „Mein Mann ist ein toller Gatte und Vater, ich liebe ihn über alles“, sagte sie einmal über ihn, und zeichnete so das Bild einer Frau, die ihrem Mann treu zur Seite steht – ohne sich dabei selbst in den Vordergrund zu drängen. Auch dem neuen Alltag mit allen juristischen Turbulenzen stellte man sich als Familie, und Sandra besuchte ihren Mann oft zusammen mit den Kindern im Gefängnis. In der Öffentlichkeit wirkte sie unaufgeregt, standhaft und behütend – eine Konstante im Chaos. Dennoch stellte sie klar: „Ich teile seine politischen Ansichten nicht.“

Adrian und Sandra Ursache mit Söhnchen Marvin-Laurenzo 2005 in Rust | Quelle: GettyImages

Adrian Ursache mit seinen Söhnen Marvin-Lorenzo und Laurin-Maurice, 2006 | Quelle: GettyImages

Adrian und Sandra Ursache mit ihren beiden Söhnen Marvin-Lorenzo und Laurin-Maurice, 2006 | Quelle: GettyImages

Adrian und Sandra Ursache mit ihren beiden Söhnen Marvin-Lorenzo und Laurin-Maurice, 2006 | Quelle: GettyImages

Adrian Ursache mit Sohn Marvin-Lorenzo, 2006 | Quelle: GettyImages

Adrian Ursache mit Sohn Marvin-Lorenzo 2005 in Rust | Quelle: GettyImages

Adrian und Sandra Ursache mit Söhnchen Marvin-Lorenzo 2003 am Schwarzen Meer | Quelle: GettyImages

Sandra und Adrian Ursache mit ihren Söhnen, 2006 | Quelle: GettyImages

Adrian Ursache mit dem 7 Wochen alten Laurin-Maurice, 2006 | Quelle: GettyImages
2003 hatte das gemeinsame Leben vielversprechend begonnen: bei der weltlichen Trauung auf dem Leuchtturm der Nordseeinsel Wangerooge. In einem sportlichen Auftakt erklomm die damals 24‑jährige Braut zuvor rund 180 Stufen, um ihrem Adrian in luftiger Höhe das Ja-Wort zu geben. Eine klassische Trauung in Weiß vor dem Altar folgte im Anschluss, ehe im Parkhotel Wangerooge mit etwa 60 Gästen ausgelassen gefeiert wurde. Bewusst hatten Andreas und Sandra sich für „neutralen Boden“ entschieden: Weder in der Nähe von Sandras Eltern in Reuden noch von Adrians Familie in Singen sollte geheiratet werden – um niemanden zu kränken. Und als ob das Glück nicht schon groß genug gewesen wäre, wurde am selben Tag auch noch der gemeinsame Sohn Marvin-Lorenzo getauft, exakt sieben Monate nach seiner Geburt. Zum krönenden Abschluss der Feierlichkeiten ging es in Vier‐Generationen‐Flitterwochen: Gemeinsam mit den Großeltern, Eltern und dem frisch getauften Nachwuchs verreiste das damals glückliche Paar drei Wochen nach Bulgarien.

Sandra und Adrian Ursache 2003 auf Wangerooge | Quelle: GettyImages
Die Trennung lief dafür umso schmerzhafter für Sandra Ursache ab. Adrian vollzog den vorab geplanten Schritt bei einem Besuch seiner Frau im Gefängnis. Ein Mithäftling berichtete: „Er hat ihr im Besucherraum ein sechsseitiges Trennungsdekret verlesen, dass er vorher in seiner Zelle verfasst hatte.“ Damit war die langjährige Bindung abrupt passé – nach 15 Jahren Ehe, in denen Sandra ihn auch im Gerichtssaal stets treu begleitet und nicht im Stich gelassen hatte. Ab diesem Punkt besuchte sie ihn nicht mehr persönlich, erschien nur noch als Begleitung für die gemeinsamen Kinder, damit diese ihren Vater weiterhin besuchen konnten. Und so endete ein Kapitel, das mit Romantik und gemeinsamen Kindern glücklich begonnen hatte, auf eine Art, die wohl niemand so erwartet hätte.

Sandra und Adrian Ursache 2003 auf Wangerooge | Quelle: GettyImages
Nach sieben Jahren hinter Gittern ist Adrian Ursache seit September 2024 mittlerweile wieder auf freiem Fuß. Doch so richtig frei ist er nicht: Im Zuge seiner Entlassung bekam er eine elektronische Fußfessel angelegt, außerdem wird er rund um die Uhr überwacht. So soll sichergestellt werden, dass der Verurteilte stets auf dem Radar der Behörden bleibt, denn diese halten ihn auch heute noch für gefährlich. Um mögliche Gefahren zu vermeiden, gelten für ihn weitere strenge Auflagen: Neben der Fußfessel ist auch seine Kommunikation eingeschränkt, Internetzugang ist verboten. Die Behörden wollen so verhindern, dass er wieder in alte Muster zurückfällt. Nebenbei bemerkt: Offiziell wird Ursache zwar der Reichsbürger-Szene zugerechnet, doch er selbst streitet die Zugehörigkeit zu dieser Bewegung ab.

Adrian und Sandra Ursache und ihre Söhne, 2006 | Quelle: GettyImages
Die Geschichte von Adrian Ursache ist nicht nur die eines Mannes, der tief gefallen ist, sondern auch die einer Familie, die mit dem Geschehenen leben muss. Seine Ex-Frau Sandra und die beiden Kinder haben vieles mitgetragen, was ihr Leben nicht leichter gemacht hat. Während er im Fokus der Öffentlichkeit stand, waren sie es, die im Hintergrund versucht haben, ihren Alltag weiterzuführen. Zuletzt lebte Ursache wohl in einer Ferienwohnung am Bodensee, doch wie die Zukunft für ihn langfristig aussehen wird, ist unklar. Sicher ist nur: Für Sandra und die gemeinsamen Kinder bleibt die Hoffnung auf mehr Ruhe, mehr Leichtigkeit und vielleicht ein Stück Normalität. Denn auch wenn oft nur die spektakulären Momente mit Schlagzeilen bedacht werden, stehen hinter ihnen Menschen, deren Leben weitergeht – leiser, aber nicht weniger wichtig.