
„Diese Erkrankung belastet mich massiv“: Heidi Reichinnek spricht offen über ihre Diagnose
Für viele Menschen wirkt Heidi Reichinnek wie eine Politikerin, die unermüdlich kämpft, klare Worte findet und keine Bühne scheut. Doch hinter dieser Stärke verbirgt sich eine gesundheitliche Belastung, die sie schon lange begleitet – eine Erkrankung, die sie nun ungewöhnlich offen thematisiert.
In einem ehrlichen Gespräch mit der Rheinischen Post machte die 37-Jährige deutlich, wie sehr ihr Alltag darunter leidet. „Ich habe diese Erkrankung und sie belastet mich massiv“, sagt sie. Ihr Leben als Politikerin ist eng getaktet, kaum ein Tag vergeht ohne Termine, Gespräche oder Auftritte. Rückzug ist kaum möglich – selbst dann, wenn der Schmerz alles überschattet.
Wenn der Körper plötzlich stoppt
Reichinnek beschreibt, wie unberechenbar ihre Migräneattacken sind. Sie kommen oft ohne Vorwarnung, mitten im Arbeitsalltag. Ein Moment aus dem April hat sich besonders eingebrannt: Während eines Auftritts in der Sendung Markus Lanz konnte sie plötzlich nicht mehr antworten. Sie benannte offen, dass ihr Körper sie ausbremste. Doch statt Verständnis prasselte in den sozialen Medien Hohn auf sie ein.
Manche warfen ihr vor, Migräne als Ausrede zu benutzen. Für die Linken-Politikerin ein schmerzlicher Vorwurf. Sie sagt:
„Einige sagen sogar, dass man die Krankheit instrumentalisieren würde. Gerade von Betroffenen erhält man aber viel Unterstützung.“
Der Kontrast zwischen öffentlicher Erwartung und privater Realität könnte kaum größer sein.
Der Druck des politischen Alltags
Viele Termine kann Reichinnek trotz Migräne nicht absagen. Also greift sie zu Medikamenten – manchmal auch zu sehr starken. Doch diese helfen nicht ohne Nebenwirkungen: Konzentration und Belastbarkeit sinken deutlich, während der politische Betrieb unvermindert weiterläuft.
Dass chronische Erkrankungen im Bundestag kaum sichtbar sind, empfindet sie längst als strukturelles Problem. Es fehle an Repräsentation, an Empathie und an der Bereitschaft, offen über gesundheitliche Einschränkungen zu sprechen.
Sie betont, dass sie niemanden drängen wolle, Erkrankungen öffentlich zu machen. Dennoch sei es wichtig, dass Menschen mit chronischen Schmerzen in der Politik sichtbar werden. Besonders Migräne sei verbreitet, aber oft bagatellisiert – vor allem bei Frauen.
Ein Thema, das viele betrifft
Reichinnek spricht etwas aus, das viele Betroffene kennen: die Angst, nicht ernst genommen zu werden. Migräne ist nicht „nur ein bisschen Kopfweh“. Sie kann das Sehen beeinträchtigen, das Denken erschweren, den Alltag für Stunden oder sogar Tage unmöglich machen.
Und doch haben viele Frauen erlebt, dass ihre Beschwerden heruntergespielt oder ihnen gar nicht geglaubt wird. Reichinnek kritisiert: „Und wie oft werden Frauen nicht ernst genommen, wenn sie sagen, dass sie massive Kopfschmerzen haben.“
Zwischen politischem Erfolg und persönlicher Belastung
Während sie gesundheitlich kämpft, erlebt die Politikerin beruflich eine Phase des Aufwinds. Ihre leidenschaftliche Bundestagsrede gegen eine mögliche Kooperation zwischen CDU und AfD ging viral und wurde über 30 Millionen Mal gesehen. Damit gab sie ihrer Partei neuen Auftrieb – besonders bei jungen Menschen.
Doch diese öffentliche Stärke ändert nichts daran, dass Reichinnek privat oft Grenzen spürt, die sie sich nicht ausgesucht hat.
Mit ihrer unerwarteten Offenheit setzt die Frau, die auch als „TikTok-Queen“ bezeichnet wird, ein klares Zeichen: für Ehrlichkeit in der Politik, für Solidarität mit Betroffenen – und für mehr Verständnis für eine Erkrankung, die Millionen Menschen betrifft und dennoch viel zu selten sichtbar wird und der nicht genügend Verständnis entgegengebracht wird.
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