
„Wir werden sozusagen an der langen Leine gelassen“: Fabians Tante spricht bei seiner Beerdigung über die Ermittlungen
Am Donnerstag nahmen Familie, Freunde und zahlreiche Menschen aus Güstrow Abschied von dem achtjährigen Fabian, der Mitte Oktober tot aufgefunden worden war. Die Trauerfeier fand in der Pfarrkirche von Güstrow statt und wurde von tiefer Betroffenheit begleitet.
Während in der Kirche Lieder erklangen, die von Fabians Familie ausgesucht worden waren, sprach seine Tante Claudia Kauer über den Schmerz der Angehörigen – und die schwierige Situation im Umgang mit den laufenden Ermittlungen.

30. Oktober 2025, Mecklenburg-Vorpommern, Güstrow: Kerzen, Kuscheltiere und handgeschriebene Notizen stehen vor Beginn der Trauerfeier zum Abschied vom achtjährigen Fabian am Eingang der Marienkirche | Quelle: Getty Images
„Die Polizei lässt gar nichts durchblicken“
Im Gespräch mit RTL erklärte Fabians Tante kurz vor der Trauerfeier, wie belastend die Situation für die Familie ist.
„Wir werden diesbezüglich überhaupt nicht auf dem Laufenden gehalten“, sagte Claudia Kauer. „Ganz im Gegenteil, wir werden sozusagen an der langen Leine gelassen. Die Polizei lässt gar nichts durchblicken.“
Nach Angaben von RTL bekommt die Familie nur sehr wenige Informationen über den Stand der Ermittlungen. Das quälende Nichtwissen sei für Fabians Mutter Dorina kaum zu ertragen.
„Der Mutter geht es miserabel“, so Kauer weiter.„Uns geht es richtig mies dabei, weil diese extreme Ungewissheit, die macht einen wirklich mürbe.“
Die Aussagen spiegeln die Verzweiflung der Angehörigen wider, die seit Wochen auf Antworten hoffen.
Warum die Ermittler schweigen
RTL fragte bei der Staatsanwaltschaft Rostock nach, warum die Ermittler nur so sparsam Auskunft geben. Der Sprecher der Behörde, Harald Nowack, erklärte:
„In Ermittlungsverfahren zu früh Auskünfte herauszugeben, ist immer untunlich.“
Er betonte, dass laufende Untersuchungen geschützt werden müssten, um den Ermittlungserfolg nicht zu gefährden. Das ist gängige Praxis in Mordfällen, wenn Spuren geprüft, Zeugen vernommen und Beweise ausgewertet werden.
Im Fall Fabian führt die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen weiter in alle Richtungen. Die genauen Umstände seines Todes sind weiterhin Gegenstand kriminaltechnischer Analysen.

14. Oktober 2025, Mecklenburg-Vorpommern, Güstrow: Jens-Peter Schulz, Pfarrer der evangelisch-lutherischen Gemeinde Güstrow, vor Beginn einer Trauerfeier in der Marienkirche, nachdem die Leiche eines Kindes in einem Wald in der Nähe von Güstrow gefunden worden war | Quelle: Getty Images
Eine Stadt in Trauer
Während die Ermittlungen andauern, versammelten sich am Donnerstag in Güstrow Hunderte Menschen, um dem Jungen die letzte Ehre zu erweisen. Nach übereinstimmenden Berichten wurde die Trauerfeier in der Pfarrkirche St. Marien abgehalten.
Die Atmosphäre war still und bewegt. Freunde, Klassenkameraden, Nachbarn und viele Bürger, die Fabian nicht persönlich kannten, legten Blumen und Kerzen nieder. Auf Wunsch der Familie spielte die Orgel nicht klassische Kirchenmusik, sondern moderne Stücke, die der Junge gemocht haben soll – darunter „Stairway to Heaven“ von Led Zeppelin und „Tears in Heaven“ in der Version von Boyce Avenue.
Der zuständige Pastor, Jens-Peter Schulz, erinnerte in seiner Ansprache an Fabians Lebensfreude und daran, wie sehr er in seiner Familie geliebt wurde. „Er war ein Kind, das Licht in viele Herzen gebracht hat“, sagte Schulz laut übereinstimmenden Medienberichten.

30. Oktober 2025, Mecklenburg-Vorpommern, Güstrow: Besucher der Trauerfeier nehmen in der Marienkirche Abschied vom achtjährigen Fabian. | Quelle: Getty Images
Unfassbarer Verlust und offene Fragen
Für die Angehörigen bleibt der Schmerz über den Verlust unermesslich. Besonders Fabians Mutter, die seit dem Tod ihres Sohnes unter großer seelischer Belastung steht, erhält nach Angaben der Familie psychologische Unterstützung.
Die Angehörigen hoffen weiterhin, dass die Ermittler bald neue Erkenntnisse veröffentlichen. Doch bislang hält sich die Staatsanwaltschaft mit Details zurück. Das sorgt für Spannungen und Enttäuschung innerhalb der Familie.
Die Worte von Claudia Kauer bringen die Zerrissenheit auf den Punkt: Zwischen dem Bedürfnis nach Aufklärung und dem Wissen, dass Schweigen Teil der Ermittlungsarbeit ist.
„Diese extreme Ungewissheit macht einen wirklich mürbe“, sagte sie gegenüber RTL.

30. Oktober 2025, Mecklenburg-Vorpommern, Güstrow: Kerzen, Kuscheltiere und Bilder stehen vor Beginn der Trauerfeier zum Abschied vom achtjährigen Fabian am Eingang der Marienkirche. | Quelle: Getty Images
Solidarität und Mitgefühl
In Güstrow zeigt sich währenddessen eine große Welle der Anteilnahme. Bürgerinnen und Bürger spendeten für die Familie, stellten Kerzen am Fundort auf und schrieben Nachrichten des Trostes.
Auch in den sozialen Netzwerken teilen Menschen ihre Betroffenheit. Viele fordern Aufklärung, andere drücken ihre Unterstützung für die Angehörigen aus. Die Stadtverwaltung von Güstrow kündigte an, in den kommenden Tagen eine stille Gedenkminute in den Schulen der Region abzuhalten.
Die Beerdigung von Fabian war ein Moment der Trauer und des Zusammenhalts – aber auch ein Zeichen für das Ausmaß der Verzweiflung, das dieser Fall ausgelöst hat. Die Familie steht weiter im Dunkeln, die Ermittlungen laufen, und die Hoffnung auf Antworten bleibt. Was bleibt, sind die Worte seiner Tante, die die Unruhe und Ohnmacht vieler zum Ausdruck bringen.
