
Untersuchung ergibt: Verwaltungsfehler trug zum Tod der 16-jährigen Liana bei
Eine neue Untersuchung deckt verheerende Versäumnisse auf, die den Tod der 16-jährigen Liana möglicherweise hätten verhindern können: Mehrere Behörden scheiterten bei der Abschiebung des mutmaßlichen Täters – aus formaljuristischen Gründen und aufgrund unklarer Zuständigkeiten. Die Tragödie ist umso erschütternder, weil Verwaltungsfehler offenbar ihren Anteil daran hatten.
Liana war im August am Bahnhof Friedland auf dem Weg zu ihrer Ausbildung, als sie mutmaßlich aus nächster Nähe vor einen Güterzug gestoßen wurde. Sie erlag den tödlichen Verletzungen.
Die Staatsanwaltschaft Göttingen ermittelte rasch wegen Totschlags gegen einen 31-Jährigen aus dem Grenzdurchgangslager Friedland. Doch es überrascht: Der Mann hätte bereits abgeschoben werden können, wenn die beteiligten Behörden rechtzeitig gehandelt hätten.
Ein Abteilungsgericht hatte bereits am 16. Juli einen Antrag auf Abschiebehaft abgelehnt – wegen formaler Lücken, wie fehlender Frist oder unzureichend belegter Fluchtgefahr. Obwohl die Landesaufnahmebehörde die Mängel nachzubessern versuchte, kam es nicht zu einer erneuten rechtlichen Bewertung.
Das Amtsgericht Hannover erklärte, dass wesentliche Bestandteile fehlten, um die Haft anzuordnen. Die Behörde hätte binnen eines Monats Beschwerde einlegen können – doch dazu kam es nicht.
Dessen ungeachtet war der Mann seit März dieses Jahres vollziehbar ausreisepflichtig und hätte nach Litauen überstellt werden sollen; dennoch hielt er sich in der Unterkunft auf – bislang erfolglos und ohne Konsequenzen. Er war zuvor bereits mehrfach durch auffälliges Verhalten aufgefallen, unter anderem durch Randale in Unterkünften, was auch polizeilich dokumentiert worden war.
Aus Sicht vieler Beobachter ist dies ein klassischer Fall bürokratischen Versagens. Schon kleine Versäumnisse wie das Fehlen einer Frist, die Grundlage für eine rechtlich haltbare Abschiebehaft gewesen wäre, oder widersprüchliche Angaben der beteiligten Stellen führten dazu, dass der Mann nicht abgeschoben werden konnte – obwohl die Voraussetzungen längst gegeben waren.
In der Öffentlichkeit wächst daher nicht nur Trauer, sondern auch Wut. Viele Bürgerinnen und Bürger äußern in den sozialen Netzwerken, es sei „nur eine Frage der Zeit, wann wieder etwas passiert“, wenn derartige Versäumnisse nicht behoben würden. Andere werden noch deutlicher und sprechen von „Blut an ihren Händen“, womit sie die Verantwortung klar den Behörden zuschreiben. Wiederum andere fordern, „verantwortliche Personen müssen unbedingt zurücktreten“, oder betonen:
"Jeder, der daran beteiligt war, dass dieser Typ nicht abgeschoben wurde, müsste zur Verantwortung gezogen werden“.
Für die Familie von Liana – die 2022 aus dem ukrainischen Mariupol geflüchtet war – bedeutet der Verlust unermessliches Leid. Sie hatte sich in Deutschland eingelebt, die Tochter war auf einem guten Weg mit Schulabschluss und Ausbildung, und nun ist sie tot. Eltern, Freunde und Bürgerinnen der Gemeinde sind fassungslos, sie wünschen sich Gerechtigkeit und zugleich Veränderungen im System, um weitere tragische Fälle zu verhindern.
Die Ermittlungen dauern an, doch schon jetzt ist deutlich, dass es nicht allein um die Tat eines Einzelnen geht. Es geht auch um die Frage, wie Verwaltung und Justiz miteinander arbeiten, welche Verfahren eingehalten werden und was passiert, wenn diese Verfahren scheitern. Lianas Tod ist damit nicht nur ein tragischer Einzelfall, sondern ein politisches Symbol für die Schwächen im System.

Kommentare im Netz | Quelle: facebook.com/share/p/1789srEYd5/

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Portugal, Deutschland und die gesamte Öffentlichkeit verfolgen den Fall mit Bestürzung. Während die Staatsanwaltschaft weitere Beweise sammelt, fordern Bürgerinnen und Bürger Antworten. Für viele ist klar, dass es diesmal nicht bei allgemeinen Bekundungen bleiben darf: Verwaltungsfehler, die Menschenleben kosten können, müssen benannt, untersucht und verhindert werden.
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