
Der legendäre Moderator Matthias Holtmann ist tot – „ein großer Mist“ machte ihm vor seinem Tod das Leben schwer
Er war eine der bekanntesten Stimmen des Südwestens und prägte Generationen von Radioliebhabern. Nun ist Matthias Holtmann, Kultmoderator und Musikkenner, im Alter von 75 Jahren gestorben. Bis zuletzt blieb er ein Mensch voller Leidenschaft – auch wenn ihn ein schweres Leiden zunehmend einschränkte.
Matthias Holtmann war weit mehr als ein Radiomann. Mit seiner unverwechselbaren Stimme, seinem Humor und seiner Direktheit prägte er über Jahrzehnte den Rundfunk im Südwesten Deutschlands. Der gebürtige Recklinghausener, der später in Esslingen lebte, war eine feste Größe für die Hörerinnen und Hörer in Baden-Württemberg, die ihn auch liebevoll „Matze“ nannten.

Matthias Holtmann am 3. Oktober 1995 im SDR-3-Studio im Stuttgarter Hauptbahnhof | Quelle: Getty Images
Seine Laufbahn begann 1979 beim damaligen Süddeutschen Rundfunk (SDR), wo er als Musikredakteur und Moderator antrat. Schnell wurde er zu einer der prägenden Persönlichkeiten des Senders. Besonders die Radiosendung „Treff nach zwei“ machte ihn populär – ein Format, in dem Hörerinnen und Hörer direkt mit ihm via Fax in Kontakt traten, sich Musik wünschten oder telefonisch mit ihm plauderten. Seine Spontanität und Schlagfertigkeit sorgten dafür, dass kein Gespräch vorhersehbar war – und genau das liebten viele an ihm.
Im Laufe seiner Karriere führte Holtmann unzählige Gespräche mit internationalen Stars wie Harry Belafonte, den Spice Girls oder Dieter Bohlen. Doch nicht nur im Radio war er präsent: Auch im Fernsehen machte er sich einen Namen mit Sendungen wie „Na und!?“, „Extraspät“ und „Ring frei“. Nach der Fusion von SDR und SWF zum Südwestrundfunk (SWR) übernahm er zeitweise die Position des Musikchefs von SWR3, bevor er wieder ans Mikrofon zurückkehrte.
Sein Markenzeichen war seine Art zu sprechen – direkt, unverblümt, manchmal unkonventionell, aber stets authentisch. Manche empfanden ihn als zu politisch inkorrekt oder zu forsch, andere hielten ihn für genial. „Entweder oder! Ein Dazwischen gab es nicht“, erinnert sich eine Freundin an ihn. Dieser Zwiespalt war Teil seines Erfolgs: keine Kompromisse, nur ehrliche Radiounterhaltung.
Im Jahr 2009 erhielt Holtmann die Diagnose Parkinson. Trotz der Erkrankung blieb er aktiv, arbeitete weiter und schrieb im Ruhestand sogar noch ein Buch. In „Porsche, Pop und Parkinson“ thematisierte er 2022 auch sein Leben mit der Krankheit. „Parkinson ist Pech und ein großer Mist“, schrieb er. Sein Humor half ihm jedoch offensichtlich, die Herausforderungen durch die Erkrankung anzunehmen.
Fünf Jahre nach der Diagnose verabschiedete er sich zwar 2015 mit 65 Jahren in den Ruhestand, ganz loslassen konnte er das Mikrofon aber nie. Immer wieder trat er bei besonderen Veranstaltungen auf, vor allem bei seinem von ihm ins Leben gerufenen Herzensprojekt „Pop & Poesie in Concert“, das Musik mit Comedy, Show und Theater verband und für viele zu einem unverzichtbaren Event wurde.
Noch im Mai 2024 stand er auf dem Stuttgarter Schlossplatz auf der Bühne, wo ihn das Publikum mit langem Applaus und Standing Ovations feierte. Kurz darauf verschlechterte sich sein Zustand. Am Sonntag starb Matthias Holtmann im Alter von 75 Jahren.
Kollegen und Wegbegleiter würdigten ihn als herausragende Radiopersönlichkeit. Der Intendant des SWR Kai Gniffke bezeichnete ihn als „Radiolegende“ und als Vorbild für viele junge Journalistinnen und Journalisten.
Auch nach seinem Tod wird Holtmanns Einfluss spürbar bleiben: als Moderator, der die Nähe zu seinem Publikum nie scheute, als Musiker, der Wissen und Leidenschaft verband, und als Mensch, der trotz Krankheit seine Lebensfreude nie verlor. Seine Stimme, sein Witz und seine unerschütterliche Haltung gegenüber den Widrigkeiten des Lebens werden vielen in Erinnerung bleiben.
