
58-Jährige gaukelt Familienmitgliedern Urlaub vor – zwei Tage später erhalten sie eine WhatsApp-Nachricht zur Abholung ihrer Asche
Eine 58-jährige Frau aus Irland verabschiedete sich angeblich in den Urlaub. Doch hinter dieser Fassade verbarg sie einen ganz anderen Plan. Zwei Tage später erfuhren ihre Angehörigen per WhatsApp-Nachricht, dass sie in der Schweiz gestorben war – und dass ihre Asche bald auf dem Weg sein würde.
Maureen Slough aus Cavan erzählte ihrer Familie, sie reise mit einer Freundin nach Litauen. Was wie ein harmloser Sommerurlaub klang, war in Wahrheit ein Abschied, den niemand kommen sah. Statt nach Osteuropa flog sie allein in die Schweiz, um in einer Klinik für assistierten Suizid ihr Leben zu beenden.

Kanton Basel-Landschaft (Symbolbild) | Quelle: GettyImages
Nur zwei Freunde hatte Slough über ihre wahren Pläne eingeweiht, und einer davon informierte die Tochter Megan Royal am Tag nach Sloughs Abreise schließlich darüber, dass die Mutter nicht in Litauen wäre, sondern in die Schweiz gereist sei, um ihr Leben selbstbestimmt zu beenden. Diese Nachricht kam für die Familie völlig überraschend.
Angsterfüllt kontaktierte Royal umgehend ihren Vater, und sie schafften es, Slough telefonisch zu erreichen. Diese versprach, ihre Pläne zu verwerfen und nach Hause zurückzukehren. Dazu sollte es jedoch nie kommen.
Am nächsten Tag erreichte Sloughs Tochter zur Mittagszeit eine WhatsApp-Nachricht der Pegasos-Sterbehilfe-Klinik. Darin stand, dass die 58-Jährige verstorben sei und ihre Asche innerhalb von 6–8 Wochen auf dem Postweg zugestellt werde.
Diese überraschende, nüchterne Mitteilung ließ die junge Mutter, die erst kurz zuvor ein Kind zur Welt gebracht hatte, fassungslos zurück, hatte sie doch mit der Rückkehr ihrer Mutter gerechnet.

Das County Cavan in Irland | Quelle: GettyImages
"In diesem Moment war ich gerade allein. Also saß ich da einfach mit meinem Baby und weinte ... Es war, als würde meine Welt untergehen", so Royal. Sie konnte kaum begreifen, dass ihre Mutter nicht mehr lebte – und dass sie davon nicht persönlich, sondern per WhatsApp-Nachricht erfahren hatte.
Besonders belastend für die Angehörigen Sloughs ist bis heute die Frage, wie es überhaupt zu diesem Ablauf kommen konnte. Laut der Klinik habe es einen Brief und eine E-Mail von Megan Royal selbst gegeben, die das Verständnis und die Zustimmung dieser belegten.

Symbolbild | Quelle: GettyImages
Royal bestreitet jedoch, dass eine derartige Kommunikation jemals stattgefunden habe. Es besteht der Verdacht, Maureen Slough selbst habe die Nachrichten im Namen ihrer Tochter verschickt, um ihren Entschluss geheim zu halten.
Slough hatte schon lange mit psychischen Problemen zu kämpfen, diese wurden noch durch den Tod zweier jüngerer Schwestern verstärkt. Auch einen Suizidversuch hatte Slough in der Vergangenheit bereits begangen.
Ihre Familie hatte stets versucht, ihr zu helfen, doch diese Geschichte zeigt, wie schwer es mitunter sein kann, über innere Kämpfe offen zu sprechen – selbst innerhalb der eigenen Familie, mit den Menschen, die einem am nächsten stehen.
So blieb den Hinterbliebenen letztendlich nur eine Bestätigung via WhatsApp. Statt Raum für ein letztes Gespräch blieb nur die Gewissheit, dass sich Maureen Slough bereits entschieden hatte. Später erreichte Tochter Megan Royal und Partner Mick Lynch noch eine Karte von Slough via Post, doch einen echten Abschluss vermochte auch diese freilich nicht zu bieten.

Symbolbild | Quelle: GettyImages
Nach dem Eintreffen der Asche konnten endlich die Vorbereitungen für Sloughs Beerdigung getroffen werden. Maureen Slough wurde in Cavan beigesetzt, neben ihren beiden Schwestern.
Sloughs Bruder, ein Anwalt, hat sich inzwischen mit dem Foreign, Commonwealth and Development Office in Verbindung gesetzt. Er fordert eine Untersuchung der Abläufe in der Schweiz.

Symbolbild | Quelle: GettyImages
Laut Pegasos habe Slough zwar umfassende Unterlagen zu ihrem Gesundheitszustand vorgelegt und einen eingehenden Einschätzungsprozess durchlaufen, doch die fehlende gesicherte Einbindung Angehöriger in den Ablauf wirft Fragen auf.
Nach dem Vorfall kündigte Pegasos an, die Abläufe als Reaktion auf den Fall Maureen Slough zu überarbeiten. Künftig wolle man sicherstellen, dass Angehörige nicht mehr nur per E-Mail oder WhatsApp informiert werden. Stattdessen sollen persönliche Anrufe und zusätzliche Kontaktwege wie Videocalls genutzt werden, um Missverständnisse wie in diesem Fall auszuschließen.
Der Fall von Maureen Slough bringt größere Fragen auf den Tisch. Wie viel Mitspracherecht sollten Angehörige haben, wenn jemand den assistierten Suizid wählt? Wie lassen sich Selbstbestimmung und Rücksichtnahme miteinander vereinbaren? Und wie kann sichergestellt werden, dass auch im letzten Moment Würde und Nähe erhalten bleiben?
In einer Welt, die Kommunikation immer stärker digitalisiert, kann etwas so endgültiges wie der Tod kaum durch ein paar geschriebene Worte vermittelt werden. Für die Familie von Maureen Slough bleibt diese Form der Mitteilung eine weitere schmerzhafte Erinnerung, die den Verlust noch schwerer macht

Symbolbild | Quelle: GettyImages
Die Geschichte von Maureen Slough ist ein tragisches Beispiel dafür, wie komplex die Themen Sterben, Selbstbestimmung und Familie miteinander verwoben sind. Sie zeigt, dass hinter jeder Entscheidung ein menschliches Drama steht, und dass es mehr denn je darauf ankommt, Wege zu finden, einen selbstbestimmten Abschied nicht nur rechtlich, sondern auch menschlich würdevoll zu gestalten – auch für die Angehörigen, die einen geliebten Menschen ziehen lassen.
Wenn du oder jemand, den du kennst Suizid-Gedanken hat, wende dich bitte an die Telefon-Seelsorge, die sich verstärkt mit der Suizidprävention beschäftigt. Die Hotline ist 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr erreichbar. Diese erreicht man per Chat oder unter den Nummern: 0800 / 111 0 111, 0800 / 111 0 222 oder unter 116 123.
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