
Die Kessler-Zwillinge haben sich ihr Todesdatum bewusst ausgesucht – Alices letzter Brief
Als die Nachricht vom Tod der Kessler-Zwillinge am 17. November bekannt wurde, stockte vielen langjährigen Bewundern der Atem. Über sechs Jahrzehnte standen Alice und Ellen Kessler im Rampenlicht, tanzten an der Seite großer Stars wie Frank Sinatra oder Fred Astaire – und prägten eine Ära, in der Eleganz und Leichtigkeit ihre Markenzeichen waren.
Nun sind die beiden Schwestern im Alter von 89 Jahren in ihrem gemeinsamen Zuhause in Grünwald friedlich gegangen.
Ein Schreiben mit besonderer Bedeutung
Am Morgen desselben Tages erreichte die Redaktion der Münchner Abendzeitung ein Brief von Alice Kessler. Auf den ersten Blick nichts Ungewöhnliches – und doch entwickelte sich dieses Schreiben im Laufe des Tages zu einem emotionalen Dokument ihrer letzten Stunden. Was zunächst digital vorbereitet worden war, hatte Alice von Hand ergänzt: Eine kleine Korrektur mit Kugelschreiber, sorgfältig eingetragen, dazu ihre charakteristische Unterschrift mit dem eleganten Schwung, der so typisch für sie war.
Bei dem Brief handelte es sich um eine Kündigung ihres seit Jahrzehnten bestehenden Zeitungs-Abos. Ursprünglich soll das Kündigungsdatum der 30. November gewesen sein, hieß es Medienberichten zufolge, doch Alice korrigierte dies handschriftlich auf den 17. November.
Wenig später wurde bekannt, dass Alice und Ellen verstorben waren. Das Schreiben gilt nun als eines der letzten Lebenszeichen – und als Vermächtnis zweier Frauen, die stets Wert auf Ordnung, Autonomie und Stil legten.
Ein letzter Gruß – so individuell wie ihr Leben
AZ-Chefredakteur Michael Schilling beschreibt das Dokument als möglicherweise letztes Autogramm von Alice Kessler. Für ihn ist dieser Moment mehr als nur ein formaler Vorgang: ein stiller, aber entschlossener „Schlussstrich“, der in seiner Symbolik kaum eindringlicher sein könnte. Die Zwillinge hatten seit 1986 Tür an Tür in ihrem Doppel-Bungalow gelebt – unzertrennlich, wie sie es ihr ganzes Leben geblieben waren.
Eine Entscheidung, die nicht überraschend kam
Freundinnen und enge Wegbegleiter wussten, dass Alice und Ellen ihren Abschied ganz bewusst planen wollten. Ihr Leitsatz war klar: „Selbstbestimmtheit bis in den Tod“. Beide sprachen offen darüber, wie schwer ihnen der Gedanke fiel, im hohen Alter zu Pflegefällen zu werden. Situationen, die sie bei prominenten Kolleginnen miterlebt hatten, wirkten auf sie abschreckend. Ein Leben, das sich nur noch um Krankenhäuser, Behandlungen und Einschränkungen dreht – für die Kessler-Zwillinge kam das nicht infrage.
Mit zunehmendem Alter machten ihnen gesundheitliche Probleme zu schaffen. Ellen unterzog sich mehreren Eingriffen, und beide litten unter anhaltenden Beschwerden. Der Alltag wurde stiller, die Wege kürzer. Öffentliche Auftritte gab es nur noch selten – zuletzt im Oktober dieses Jahres, als sie bei einer Zirkuspremiere in München gesehen wurden.
Ein Ende in Würde
Bis zuletzt blieben Alice und Ellen so, wie man sie kannte: eng verbunden, gradlinig, stilvoll. Ihre Entscheidung mag viele bewegen, doch sie entspricht genau dem Leben, das sie führten – selbstbestimmt, bewusst und immer Seite an Seite.
Wir berichteten über den Todesfall der weltberühmten Show-Zwillinge:
Grünwald – Eine Ära geht zu Ende: Die legendären Kessler-Zwillinge sind im Alter von 89 Jahren gestorben. Wie aus gut informierten Kreisen bekannt wurde, entschieden sich Alice und Ellen für einen gemeinsamen letzten Schritt – begleitet und bewusst. Ihr Tod bewegt viele Menschen, die mit ihnen aufgewachsen sind oder sie über Jahrzehnte auf der Bühne bewundert haben.
Schon früh zeigte sich, dass die 1936 in Nerchau (Sachsen) geborenen Schwestern ein unzertrennliches Duo waren. Als Sängerinnen, Tänzerinnen und Entertainerinnen feierten sie international Erfolge und prägten eine ganze Show-Generation. Ihr unverwechselbares Lächeln, ihre Präzision und die besondere Harmonie machten sie zu Publikumslieblingen – weit über Deutschlands Grenzen hinaus.

Ellen Kessler und Alice Kessler bei der Theaterpremiere von „Mord im Orient-Express“ im Deutschen Theater am 23. April 2025 in München | Quelle: Getty Images
Bereits im Frühjahr hatten Alice und Ellen offen über ihren letzten Wunsch gesprochen. Damals erklärte Ellen, dass sie einst in derselben Urne beerdigt werden wollen, und zusammen mit ihrer Mutter, die im Alter von 69 Jahren starb, und ihrem ebenfalls verstorbenen Hund Yello beerdigt werden möchten. Sie fügte an: „So haben wir es auch testamentarisch verfügt.“ Es war ihnen wichtig, für immer eng aneinandergebunden zu bleiben – so, wie sie ihr gesamtes Leben miteinander geteilt hatten.

Alice und Ellen Kessler | Quelle: Getty Images
Der gemeinsame Abschied
Nach ersten Informationen wurde am Montag die Polizei zum Haus der Zwillinge entsandt. Es heißt, dass die Schwestern einen begleiteten Sterbewunsch umgesetzt hatten. In Deutschland ist diese Form des selbstbestimmten Abschieds möglich, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind: Die Entscheidung muss, beispielsweise, freiwillig getroffen, die Beteiligten volljährig und in der Lage sein, ihren eigenen Willen zu äußern.

Alice und Ellen Kessler | Quelle: Getty Images
Eine Polizeistreife traf gegen Mittag an ihrem Anwesen in Grünwald ein. Die Ermittler führten eine erste Untersuchung durch. Hinweise auf eine äußere Einflussnahme gab es nicht; alles deutet darauf hin, dass die Schwestern ihren Weg bewusst und gemeinsam gegangen sind.
Unzertrennlich – im Leben wie im Tod
Die Kessler-Zwillinge haben über Jahrzehnte Millionen Menschen begeistert. Ihre Auftritte, etwa in der „Perry Como Show“ oder der „Rolf Harris Show“, machten sie zu internationalen Stars. Ihr Lebensweg war geprägt von Disziplin, gegenseitigem Respekt und einer tiefen, fast symbiotischen Geschwisterliebe.

Alice Kessler und ihre Zwillingsschwester Ellen Kessler bei der Verleihung des Bayerischen Verdienstordens im Antiquarium der Residenz am 9. Juli 2025 in München | Quelle: Getty Images
Dass sie nun Seite an Seite ihren letzten Wunsch verwirklicht haben, berührt viele. Ihr Wunsch, eine Urne zu teilen, spiegelt das enge Band wider, welches sie verband.
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