logo
StartseiteNews
Das New Yorker Logo ist am 23. April 2025 auf einer Straße in Katowice, Polen, zu sehen. | Quelle: Getty Images
Das New Yorker Logo ist am 23. April 2025 auf einer Straße in Katowice, Polen, zu sehen. | Quelle: Getty Images

Prozess in Krefeld: 25-jähriger Angestellter sticht 26 Mal auf seine Chefin ein – er begründet seine Tat

Tetiana Sukhachova
21. Nov. 2025 - 20:11

Als sich am zweiten Verhandlungstag im Krefelder Landgericht die Türen zum Sitzungssaal öffnen, liegt eine schwer greifbare Spannung in der Luft. Angehörige, Freunde und frühere Kollegen der getöteten Filialleiterin haben auf den Moment gewartet, in dem der 25-jährige Angeklagte selbst zu Wort kommt. Was dann folgt, erschüttert viele im Saal.

Werbung

Der junge Mann, ein afghanischer Mitarbeiter der Modekette „New Yorker“, gesteht umfassend, seine 41-jährige Vorgesetzte am 7. Mai mit 26 Messerstichen getötet zu haben. Wochenlang war spekuliert worden, ob ein Raubüberfall der Hintergrund der Tat gewesen sei. Schließlich war der Tresor zum Tatzeitpunkt geöffnet, hohe Bargeldsummen waren im Raum gewesen und bei dem Mann fand die Polizei mehrere Hundert Euro.

Symbolbild | Quelle: Getty Images

Symbolbild | Quelle: Getty Images

Doch ein Schreiben der Finanzbuchhaltung, das der Richter verliest, schafft Klarheit: Es fehlt kein Geld. Laut interner Prüfung „wurde kein Bargeld entwendet.“ Das Geld, das der Angeklagte bei sich trug, hatte er am selben Morgen selbst abgehoben. Damit steht fest – ein Raubmotiv lag nicht vor.

Ein Blick in eine verstörende Gedankenwelt

Werbung

Warum also kam es zu dieser brutalen Tat? Der Prozess findet als Sicherungsverfahren statt, weil der 25-Jährige nach Einschätzung unter paranoider Schizophrenie leiden soll. Seine Schilderungen lassen erahnen, wie sehr er in einer verzerrten Wahrnehmung gefangen war.

Immer wieder betont er, er sei Ziel massiven Mobbings gewesen. In seiner Vorstellung hätten rund 90 Menschen gegen ihn gearbeitet – Kunden, Mitarbeitende, sogar Fremde, die angebliche Bekannte seiner Chefin gewesen seien. „Ich wurde gemobbt“, behauptet er und später: „Ich habe an dem Tag die Entscheidung getroffen.“

Symbolbild | Quelle: Getty Images

Symbolbild | Quelle: Getty Images

Nach außen jedoch gab es dafür keinerlei Hinweise. Vielmehr hatte der Mann wegen psychischer Belastungen mehrfach ärztliche Hilfe gesucht und war zeitweise krankgeschrieben. Auch das Jobcenter soll er kontaktiert haben, weil er sich bedroht fühlte.

Werbung

Der Tag, an dem alles eskalierte

Am Morgen des 7. Mai, so schildert der Angeklagte, habe er ein Küchenmesser eingesteckt – eine Art gedankliche Grenze, abhängig davon, wie der Tag verlaufen würde. Doch als die Situation zwischen ihm und der Filialleiterin aus seiner Sicht erneut eskalierte, verlor er vollständig die Kontrolle. Sie habe ihn „geärgert“. Im Vorraum des Büros kam es schließlich zu der tödlichen Attacke. Als die Frau versuchte zu fliehen, hielt er die Tür zu. Danach verließ er das Gebäude über einen Hinterzugang, wo die Polizei ihn kurze Zeit später festnahm.

Symbolbild | Quelle: Getty Images

Symbolbild | Quelle: Getty Images

Ein Leben, das kaum begonnen hatte

Erst drei Monate war der Mann zuvor in der Krefelder Filiale tätig, auf Minijobbasis, 42 Stunden im Monat. Für die Kolleg*innen, die im Zuschauerbereich sitzen, ist es schwer nachvollziehbar, wie aus diesem kurzen Arbeitsverhältnis ein solches Gewaltverbrechen entstehen konnte. Die Modekette „New Yorker“ hatte sich bereits kurz nach der Tat bestürzt gezeigt und sprach von tiefer Erschütterung über das Geschehen.

Werbung

Wie es weitergeht

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Angeklagte zur Tatzeit schuldunfähig gewesen sein könnte. Sollte sich dieser Eindruck im weiteren Verlauf bestätigen, droht ihm nicht eine Gefängnisstrafe, sondern die dauerhafte Unterbringung in einer geschlossenen Psychiatrie.

Symbolbild | Quelle: Getty Images

Symbolbild | Quelle: Getty Images

Am 26. November soll der Prozess fortgesetzt werden. Viele im Saal hoffen auf Antworten – auch wenn ihnen bewusst ist, dass nichts den Verlust der Frau rückgängig machen kann.

Werbung
Werbung
info

Die Informationen in diesem Artikel stellen keinen Ersatz für professionellen ärztlichen Rat, eine Diagnose oder eine Behandlung dar. Alle Inhalte, inklusive Text und Bildern, die in gogirok.com enthalten sind oder durch gogirok.com zugänglich sind, dienen lediglich der allgemeinen Information. gogirok.com übernimmt keinerlei Verantwortung für jegliche Handlungen, die als Resultat des Lesens dieses Artikels unternommen werden. Bevor Sie sich irgendeiner Behandlung unterziehen, konsultieren Sie ihren medizinischen Leistungsanbieter.

info

gogirok.com unterstützt und fördert keine Formen von Gewalt, Selbstbeschädigung oder anderes gewalttätiges Verhalten. Wir machen unsere LeserInnen darauf aufmerksam, damit sich potentielle Opfer professionelle Beratung suchen und damit niemand zu Schaden kommt. gogirok.com setzt sich gegen Gewalt, Selbstbeschädigung und gewalttätiges Verhalten ein, gogirok.com plädiert deshalb für eine gesunde Diskussion über einzelne Fälle von Gewalt, Missbrauch, oder sexuelles Fehlverhalten, Tiermissbrauch usw. zum Wohl der Opfer. Wir ermutigen in diesem Sinne alle LeserInnen, jegliche kriminelle Vorfälle, die wider diesen Kodex stehen, zu melden.

Ähnliche Neuigkeiten

„Verließ mit Koffer in der Hand die Wohnung“: Was über Angela Merkels erste Ehe bekannt ist

07. Okt. 2025

Gesundheitsministerin Elisabet Lann bricht an ihrem ersten Tag live im Fernsehen zusammen – Video

11. Sept. 2025

Meine Schwiegermutter saß zwischen mir und meinem Mann an unserem Hochzeitstisch – also habe ich ihr eine Lektion erteilt, die sie nie vergessen wird

16. Okt. 2025

Alle haben gelacht, als ich einem armen alten Mann im Luxusschuhgeschäft geholfen habe - bis er etwas aus seiner Tasche gezogen hat

30. Okt. 2025

Fabians Mutter erhebt Vorwürfe gegen die Polizei – Staatsanwaltschaft gibt Fehler zu

28. Okt. 2025

Jemand schenkte mir 7.340 Dollar und die Aufforderung, wegzulaufen, als Hochzeitsgeschenk – als ich herausfand, wer, tat ich, was mir gesagt wurde

24. Okt. 2025

Mutter bei Versuch, ihr 2-jähriges Kind vor Entführung in Berlin zu retten, verletzt

30. Okt. 2025

Der Wohnwagen der Familie ging in Flammen auf, aber der wahre Schock kam, als eine Metallbox in der Asche lang verborgene Geheimnisse enthüllte - Story des Tages

07. Aug. 2025

Iris Stalzer, Bürgermeisterin von Herdecke, ging am Tag vor dem Anschlag zur Polizei

13. Okt. 2025

Schock in Albstadt: 35 Jahre alte Frau tötet ihr Neugeborenes in laufender Waschmaschine

17. Sept. 2025

Ich hatte den Verdacht, dass mein Mann mich betrügt, also habe ich es bewiesen und beschlossen, meine Rache kalt zu servieren - Story des Tages

06. Okt. 2025