
Ein Video, in dem Musiker Finch das Konzert unterbricht, um einen Fan hinauswerfen zu lassen, geht viral – Was der Fan getan hat
Ein kurzer Clip sorgt für viel Gesprächsstoff: Ein Musiker stoppt sein Konzert, weist einen Fan an die Bühnenkante – und lässt ihn von der Security hinausbegleiten. Der Auslöser: Beobachtete Übergriffe im dicht gedrängten Publikum, die der Künstler klar adressiert.
Bei einem Auftritt in der Frankfurter Festhalle fiel Rapper Finch im vorderen Bereich ein Mann auf, der Frauen begrapschte. Der Musiker unterbrach die Show, sprach die Person von der Bühne aus an und bat Security-Kräfte, den Mann aus der Halle zu begleiten. Das zugehörige Video verbreitete sich anschließend rasant.
Die Sequenz selbst ist eindeutig: Der Musiker ruft den Missetäter nach vorne, gibt dann das Signal an die Securities und begründet seine Entscheidung mit einem klaren Hinweis auf die beobachteten Übergriffe. Im Anschluss appelliert er an das Publikum, Grenzüberschreitungen nicht zu tolerieren. Das Video wurde millionenfach angesehen.
In einem späteren Clip fasst der Künstler zusammen, was ihn zum Eingreifen brachte: Er habe eine junge Frau gesehen, die sich mit Ellbogen Platz verschaffte – nicht aus Tanzfieber, sondern um Distanz zu dem Mann hinter ihr zu schaffen. Diese Schilderung verleiht der Szene klaren Kontext und erklärt, warum Finch das Geschehen so schnell und deutlich adressierte.
Wer ist der Mann auf der Bühne? Hinter dem Künstlernamen steht Nils Wehowsky, Jahrgang 1990, geboren in Frankfurt (Oder) und aufgewachsen in Fürstenwalde. Nach einer Ausbildung zum Mechatroniker wechselte er beruflich nach Berlin, bevor er sich 2018 vollständig der Musik widmete.
Bekannt wurde er zunächst im Battle-Rap, wo er eine ironisch-überzeichnete Ost-Persona mit Vokuhila, Trainingsanzügen und 90er-Jahre-Referenzen kultivierte. Sein Debütalbum „Dorfdisko“ erschien 2019 und stieg bis auf Platz zwei der deutschen Albumcharts, was seine Präsenz weit über Subkulturen hinaus festigte.

Finch Asozial bei einem Live-Auftritt im Heimathafen Neukölln am 19. Oktober 2019 in Berlin | Quelle: Getty Images
Im viralen Video macht der Musiker nach dem Rauswurf unmissverständlich klar, wo er steht. Er richtet sich an die Männer im Publikum mit der Bitte, sich vorzustellen, es gehe um „eure Schwester, eure Mutter“, und fordert, dass man eingreife, wenn jemand „Scheiße macht“. Außerdem betont er, die Security sei gebrieft: „Handzeichen – nicht diskutieren – raus.“
Auch die Reaktionen unter dem Clip spiegeln Zustimmung wider. Kommentare lauten etwa: „ich mag Finch zwar nich besonders, aber die aktion is mega![sic]“ und „Keine Ahnung wer dieser Finch ist ! Aber wen er das gesehen hat was er sagt ,hat er super reagiert[sic]“. Ein weiterer Nutzer hebt hervor, als wie vorbildlich er oder sie das Verhalten des Rappers in diesem Moment empfindet:

Quelle: tiktok.com/@watson.de
Die Episode ist ein kleines Lehrstück in Sachen Haltung im öffentlichen Raum: Der Eingriff erfolgte klar, kurz und ohne Eskalation – und setzte ein Zeichen dafür, dass Übergriffe nicht zur Show gehören und nicht gutgeheißen werden. Dass das Video binnen kurzer Zeit viral ging, zeigt, wie sehr solche Momente des mutigen Einschreitens von vielen als inspirierend gesehen werden.
Zivilcourage beginnt oft dort, wo jemand die Situation erkennt und Verantwortung übernimmt – genau das macht Finch im Clip vor. Wer Ähnliches beobachtet, kann sich tatsächlich Strategien aus dem Video abschauen: Aufmerksamkeit zeigen, Signale mit Betroffenen austauschen, Sicherheitspersonal informieren und das Umfeld einbinden. So entsteht im Kleinen ein sicherer Raum – und im besten Fall ein kurzfristiger Schulterschluss, der Betroffene entlastet.

Finch Asozial bei einem Live-Auftritt im Heimathafen Neukölln am 19. Oktober 2019 in Berlin | Quelle: Getty Images
Eines ist wohl sicher: Durch sein beherztes Eingreifen dürfte "Finch Asozial" mindestens den einen oder anderen Fan hinzugewonnen haben, auf jeden Fall aber auf ein gesellschaftliches Problem aufmerksam gemacht haben, das alle angeht. Wenn das mal nicht "sozial" von ihm war!
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