
Neunjährige Sara stirbt nach Mobbing in der Schule in ihrem Schlafzimmer: Sie hinterließ einen Brief
Ein tragischer Fall erschüttert Frankreich: Die neunjährige Sara aus Sarreguemines (Region Moselle) ist gestorben, nachdem sie über längere Zeit in der Schule gemobbt worden sein soll. Das Mädchen wurde am vergangenen Dienstag von ihren Eltern leblos in ihrem Schlafzimmer gefunden.
Sie hinterließ einen Brief, in dem sie sich von ihrer Familie verabschiedete. Der Fall hat landesweit Entsetzen und Trauer ausgelöst – und eine dringende Debatte über den Umgang mit Mobbing an Schulen entfacht.

Dieses Foto zeigt die französische Grundschule Montagne in Sarreguemines, Nordostfrankreich, am 13. Oktober 2025, nach dem wahrscheinlichen Selbstmord eines 9-jährigen Schülers am 11. Oktober 2025. | Quelle: Getty Images
Laut dem französischen Fernsehsender TF1 Info und RTL France soll Sara in der Schule über Monate hinweg beleidigt und ausgegrenzt worden sein. Mitschülerinnen hätten sie wegen ihres Aussehens und ihres Gewichts gehänselt. Ihre Eltern berichten, dass das Mädchen zunehmend stiller wurde, sich zurückzog und kaum noch Freude an Dingen hatte, die sie früher liebte.
Eine ihrer engsten Freundinnen, die neunjährige Louna, erzählte im Interview mit TF1 Info:
„Sie haben ihr gesagt: ‘Du bist fett, du bist hässlich, du bist dumm.’ Sie hat mir jeden Tag gesagt, dass sie es satt hat, dass sie es nicht mehr aushält. Ich habe ihr gesagt, dass es aufhören wird – aber es hörte nicht auf.“
Die Schülerin kämpfte offenbar lange mit den täglichen Demütigungen. Laut französischen Medien vertraute sie sich ihrer Freundin wiederholt an, wollte aber ihre Eltern nicht belasten. „Sie hatte Angst, dass sie dann noch mehr ausgelacht wird“, so Louna.

Ein französisches Polizeifahrzeug fährt am 13. Oktober 2025 an der französischen Grundschule Montagne in Sarreguemines, Nordostfrankreich, vorbei, nachdem ein 9-jähriger Schüler vermutlich Selbstmord begangen hat | Quelle: Getty Images
Als ihre Eltern am Dienstagabend nach Hause kamen, fanden sie Sara in ihrem Zimmer. Neben ihr lag ein handgeschriebener Abschiedsbrief, in dem sie sich bei ihrer Familie entschuldigte und ihnen sagte, wie sehr sie sie liebe. Der genaue Wortlaut des Briefes wird von den Behörden nicht veröffentlicht, aus Rücksicht auf die Angehörigen.
Die Staatsanwaltschaft von Sarreguemines hat Ermittlungen eingeleitet. Es soll geprüft werden, ob die Schule und die beteiligten Kinder im Vorfeld von den wiederholten Hänseleien wussten und ob entsprechende Schritte unternommen wurden. Auch die Schulaufsichtsbehörde bestätigte, dass man interne Gespräche führe und psychologische Unterstützung für Mitschüler bereitgestellt habe.

Dieses Foto zeigt die französische Grundschule Montagne in Sarreguemines, Nordostfrankreich, am 13. Oktober 2025, nach dem wahrscheinlichen Selbstmord eines 9-jährigen Schülers | Quelle: Getty Images
In der Gemeinde herrscht tiefe Betroffenheit. Vor der Schule wurden Blumen, Briefe und Kuscheltiere niedergelegt. Viele Menschen kommen, um still zu trauern und Kerzen anzuzünden. Lehrer, Nachbarn und Eltern sprechen von einem „unfassbaren Verlust“. Im Netz sorgen Saras Geschichte und das Schicksal ihrer Familie für tausende Reaktionen. Eine Nutzerin schreibt:
„Wie furchtbar muss dieses kleine Mädel sich gefühlt haben, dass es keinen anderen Ausweg gesehen hat. Gute Reise, kleine Seele ❤️. Mobbing gehört einfach bestraft. Es prägt einen das ganze Leben lang – egal, ob man später noch Mobbing erfährt oder nicht, man trägt das Erlebte immer mit sich.“
Ein weiterer Kommentar bringt es auf den Punkt:
„Es ist schrecklich. Mein Beileid an die Familie und Angehörigen. Das kommt raus, wenn Eltern ihren Kindern keinen Respekt vor anderen beibringen. Heutzutage werden die Kinder leider nicht mehr erzogen.“
Die Polizei und die Schulbehörden rufen nun dazu auf, wachsam zu sein, wenn Kinder Veränderungen zeigen – Rückzug, Angst oder plötzliche Stille. Experten betonen, dass Mobbing bei jungen Menschen oft unterschätzt wird und schwerwiegende seelische Folgen haben kann.
Saras Eltern haben über ihren Anwalt erklärt, dass sie sich Gerechtigkeit wünschen. Sie möchten, dass die Verantwortlichen Konsequenzen tragen und dass der Tod ihrer Tochter dazu führt, dass andere Kinder besser geschützt werden. „Kein Kind sollte so leiden müssen“, heißt es in ihrem Statement.
In Sarreguemines plant die Stadtverwaltung eine Gedenkfeier für die Schülerin. Auch die Regierung in Paris reagierte bestürzt. Bildungsministerin Nicole Belloubet erklärte, man müsse „gegen alle Formen von Mobbing in der Schule kämpfen“ und betonte, dass „jedes Kind die Schule sicher und mit Respekt besuchen können müsse.“
Der Fall Sara erinnert schmerzhaft daran, dass Worte verletzen und zerstören können. Ihr Tod hinterlässt nicht nur eine trauernde Familie, sondern auch eine erschütterte Gemeinde, die sich fragt, wie es so weit kommen konnte.
Wenn du oder jemand, den du kennst Suizid-Gedanken hat, wende dich bitte an die Telefon-Seelsorge, die sich verstärkt mit der Suizidprävention beschäftigt. Die Hotline ist 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr erreichbar. Diese erreicht man per Chat oder unter den Nummern: 0800 / 111 0 111, 0800 / 111 0 222 oder unter 116 123.
