
„Gänsehaut“: Erster Zeuge des Unglücks in Lissabon erklärt in einem Video, was er gesehen hat
Das Unglück in Lissabon mit dem historischen Elevador da Glória erschüttert die ganze Welt. Am 3. September entgleiste die bekannte Standseilbahn und raste ungebremst in ein Wohnhaus. Mindestens 15 Menschen starben, viele weitere wurden verletzt.
Während die Behörden noch die genaue Ursache untersuchen, schildert nun ein erster Augenzeuge in einem Video für die Zeitung Expresso, was er in den Minuten nach dem Unglück erlebt hat – ein Bericht, der Betroffene wie Außenstehende tief bewegt.

Die Trümmer der Standseilbahn Gloria am Tag nach dem Unfall, bei dem am 4. September 2025 in Lissabon 15 Menschen ums Leben kamen. Mindestens 15 Menschen wurden getötet und weitere 18 verletzt, als eine berühmte Standseilbahn in Lissabon am 3. September 2025 entgleiste | Quelle: Getty Images
Nach Angaben der Rettungskräfte ereignete sich der Unfall am frühen Abend, als die Bahn auf dem steilen Abschnitt zwischen Restauradores und Bairro Alto die Kontrolle verlor. Laut Medienberichten wurde das Wrack wie eine „zusammengedrückte Pappschachtel“ gefunden. Mehr als 60 Einsatzkräfte eilten an den Ort, doch für viele kam jede Hilfe zu spät.
Der Augenzeuge erzählte: „Wir haben hier gearbeitet, da hörten wir plötzlich ein lautes Geräusch. Wir rannten sofort los, um zu sehen, was passiert war. Als wir ankamen, sahen wir nur ein Kind weinen. Der Rest der Menschen – ich sah viele Tote in diesem Metallgerüst. Alle waren still.“ Seine Stimme zitterte während des Interviews, das in den sozialen Netzwerken tausendfach geteilt wurde.
Besonders eindringlich beschrieb er eine verletzte Frau:
„Eine Frau fiel hin, sie versuchte aufzustehen, aber sie konnte es nicht, weil ihr Bein gebrochen war.“
Der Zeuge schilderte weiter, wie sein Freund sofort handelte: „Mein Freund nahm die Kinder hoch. Er weinte und hatte Blut am Kopf und im Gesicht. Auch sein Bein war verletzt. Dieses Kind war allein. Niemand hob es vom Boden auf. Vielleicht war niemand da, der es retten konnte.“

Die portugiesische Zivilschutzdirektorin Margarida Castro Martins spricht einen Tag nach dem Unfall der Standseilbahn Gloria, bei dem am 4. September 2025 in Lissabon 15 Menschen ums Leben kamen, mit den Medien | Quelle: Getty Images
Als der Reporter nachfragte, ob die Eltern des Kindes nicht vor Ort gewesen seien, antwortete der Mann: „Vielleicht keine Eltern, ich bin nicht sicher. Aber wenn die Eltern dort gewesen wären, hätten sie ihr Kind vom Boden aufgehoben.“
Der Augenzeuge kämpfte mit den Tränen, als er über den Moment sprach, in dem das Kind bei ihm Schutz suchte:
„Ich habe noch nie so viele Körper auf einmal gesehen. Ich fing an zu weinen, als ich sah, wie das Kind versuchte, auf meine Schulter zu kommen. Es kannte mich nicht. Die Situation war sehr schlimm. Wenn man nicht dort war, kann man nicht verstehen, wie es sich anfühlt. Ich brach innerlich zusammen, als ich diese Szene sah.“

Polizeiermittler (links) neben Mitarbeitern des Lissabonner Verkehrsunternehmens La Carris mit den Trümmern der Gloria-Standseilbahn im Hintergrund einen Tag nach dem Unfall, bei dem am 4. September 2025 in Lissabon 15 Menschen ums Leben kamen | Quelle: Getty Images
Seine Worte haben in Portugal und darüber hinaus große Resonanz ausgelöst. Viele Menschen kommentierten das Video und lobten seine Zivilcourage. Einer schrieb, dieser junge Mann sei der Erste gewesen, der zur Unfallstelle geeilt sei, um zu helfen.
Andere berichteten, sie hätten beim Ansehen der Nachrichten Gänsehaut bekommen, da sie den Funicular selbst oft benutzt hätten. Wieder andere äußerten, die Tragödie hätte möglicherweise verhindert werden können, wenn regelmäßige Wartungsarbeiten durchgeführt worden wären.

Polizisten gehen am Tag nach dem Unfall, bei dem 15 Menschen ums Leben kamen, auf das Dach der zerstörten Gloria-Standseilbahn in Lissabon, am 4. September 2025. | Quelle: Getty Images
Die portugiesische Regierung hat einen nationalen Trauertag ausgerufen, die Flaggen in Lissabon wehen auf Halbmast. Für viele Bewohner der Stadt ist der Elevador da Glória mehr als nur ein Transportmittel – er ist ein Wahrzeichen, ein Stück Geschichte. Dass nun so viele Menschen in wenigen Sekunden ihr Leben verloren, macht die Tragödie für viele kaum fassbar.
Das Video des Augenzeugen zeigt eindrücklich, wie unvorstellbar das Leid am Unglücksort gewesen sein muss. Ein einzelnes Kind, allein zwischen leblosen Körpern, eine verletzte Frau, weinende Helfer – Bilder, die nicht nur Portugal, sondern die ganze Welt erschüttern. Und die Worte des Mannes bleiben haften: „Wenn man nicht dort war, kann man nicht verstehen, wie es sich anfühlt.“