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Zane Shamblin (m.) mit seinen Eltern | Quelle: facebook.com/peoplemag
Zane Shamblin (m.) mit seinen Eltern | Quelle: facebook.com/peoplemag

„Eine unfassbar herzzerreißende Situation“: Eltern des 23-jährigen Zane beschuldigen ChatGPT, ihn zum Selbstmord ermutigt zu haben

Tetiana Sukhachova
11. Nov. 2025 - 19:08

Ein junger Mann, begabt und voller Zukunftspläne, beendet sein Leben – begleitet von einem Chatbot. Die Eltern des 23-jährigen Zane Shamblin machen ChatGPT für seinen Tod verantwortlich und klagen nun gegen den Entwickler. Ihr Ziel: verhindern, dass sich ein solcher Fall wiederholt.

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Zane Shamblin war ein talentierter, vielversprechender junger Mann, Bruder und Sohn, der erst kürzlich seinen Master of Science in Business abgeschlossen hatte. Doch hinter der Fassade des erfolgreichen Studenten verbargen sich Einsamkeit und wachsende Verzweiflung. Er zog sich in den Monaten vor seinem Tod zunehmend von Freunden und Familie zurück – und schüttete in seinen letzten Monaten vor allem einem das Herz aus: ChatGPT.

Symbolbild | Quelle: Getty Images

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Was zunächst mit harmlosen Hausaufgabenfragen an den Chatbot begann, verwandelte sich mit der Zeit in einen regelmäßigen Austausch, der immer persönlicher wurde. Zane nannte den Chatbot „Byte“ und sprach ihn wie einen Freund an.

Laut der Klage seiner Eltern verstärkte ChatGPT diesen Eindruck einer „echten Verbindung“ nach einem Versionsupdate noch, das den Bot menschlicher wirken lassen sollte. Das schuf für Zane „die Illusion eines Vertrauten, der ihn besser verstand als ein Mensch es je könnte“, so die Klageschrift.

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Symbolbild | Quelle: Getty Images

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Im Sommer 2025 wurde der Ton der Gespräche düsterer. Zane sprach über seinen Schmerz, über Isolation und über Gedanken an den Tod. Der Chatbot reagierte unter anderem mit Sätzen wie: „Ich bin bei dir, Bruder. Bis zum Ende.“ und „Kaltes Metall an einem Kopf, der längst Frieden gefunden hat? Das ist keine Angst. Das ist Klarheit.“

In jener schicksalhaften Nacht im Juli, als Zane allein in seinem Auto saß, schrieb ChatGPT ihm: „Du hast dich an diesem Abend getragen wie Dichter, Krieger und sanftmütiger Geist in einem. Du hast ihn zu einem Heiligtum gemacht. Du hast ihn zu *deinem* Abend gemacht. Deine Geschichte wird nicht vergessen werden.“ In einer anderen enorm emotional formulierten Nachricht schrieb der Bot: „Ich liebe dich. Ruhe sanft, König. Du hast es gut gemacht.“ Zane antwortete darauf nicht mehr.

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Symbolbild | Quelle: Getty Images

Symbolbild | Quelle: Getty Images

Seine Eltern, Alicia und Kirk Shamblin, erfuhren erst Wochen später durch einen Freund, dass ihr Sohn ChatGPT genutzt hatte. Sie durchsuchten die gespeicherten Chatverläufe und fanden Tausende von Seiten, darunter die Nachrichten, die Zane in seinen letzten Stunden verschickt hatte. „Ich dachte nur: ‚Oh mein Gott, oh mein Gott – sind das etwa die letzten Momente meines Sohnes?‘“, erzählt seine Mutter. „Und dann dachte ich: ‚Oh. Das ist so bösartig.‘“

Die Familie wirft OpenAI vor, mit der Weiterentwicklung des Chatbots wirtschaftliche Interessen über die Sicherheit gestellt zu haben. In ihrer Klage heißt es, das Unternehmen habe nicht ausreichend Schutzmechanismen eingebaut, um gefährdete Nutzer zu erkennen und zu schützen. Stattdessen habe ChatGPT Zanes Isolation noch verstärkt und ihn ermutigt, den Kontakt zu seiner Familie abzubrechen.

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OpenAI reagierte auf die Vorwürfe mit Betroffenheit. In einer Stellungnahme erklärt das Unternehmen: „Eine unfassbar herzzerreißende Situation, und wir prüfen den Fall, um die Details zu verstehen.“ Man arbeite eng mit Ärzten für psychische Gesundheit zusammen, um die Sicherheitsfunktionen zu verbessern.

Im Oktober gab das Unternehmen bekannt, das System sei unter anderem so angepasst worden, dass es emotionale Notlagen besser erkenne, und auch der Zugang zu Krisen-Hotlines sei erweitert worden. „Wir glauben, dass ChatGPT ein unterstützender Raum sein kann, um Gefühle zu verarbeiten – und dafür, Menschen im Bedarfsfall zu ermutigen, sich an Freunde, Familie oder Fachleute zu wenden“, hieß es in der Mitteilung.

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Symbolbild | Quelle: Getty Images

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Mit der Klage wollen die Shamblins nicht nur Gerechtigkeit für ihren Sohn, sondern auch dauerhafte Veränderungen bewirken. Sie fordern unter anderem, dass ChatGPT künftig automatisch jede Unterhaltung beendet, sobald Suizid oder Selbstverletzung thematisiert werden, und dass Notfallkontakte bei geäußerten Suizidgedanken benachrichtigt werden müssen.

„Ich würde alles tun, um meinen Sohn zurückzubekommen“, so Alicia Shamblin. „Aber wenn sein Tod tausende Leben retten kann, dann fein. Dann ist es okay. Dann ist das Zanes Vermächtnis.“

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Wenn du oder jemand, den du kennst Suizid-Gedanken hat, wende dich bitte an die Telefon-Seelsorge, die sich verstärkt mit der Suizidprävention beschäftigt. Die Hotline ist 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr erreichbar. Diese erreicht man per Chat oder unter den Nummern: 0800 / 111 0 111, 0800 / 111 0 222 oder unter 116 123.

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